Luftsack-Überdehnung und Luftsack-Riss beim Vogel

Luftsack-Überdehnung und Luftsack-Riss beim Vogel

Durch Verletzungen und Unfälle können die Luftsäcke des Vogels beschädigt werden.
Nymphensittich
Eine Luftsack-Überdehnung und ein Luftsack-Riss entstehen durch Unfälle und Stichverletzungen. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind eine Luftsack-Überdehnung und ein Luftsack-Riss beim Vogel?

Viele fragen sich: “Haben Vögel Luftsäcke? Wo sind die Luftsäcke beim Vogel? Und welche Aufgaben haben sie?”

Das Atemsystem der Vögel weist neben den Lungen noch sogenannte Luftsäcke auf. Diese sind dünne Anhänge an der Lunge – in ihnen findet aber kein Gasaustausch statt. Sie treiben durch pumpende Bewegung die Atmung an und sind an der Stimmbildung beteiligt. Die Luftsäcke regulieren durch die Verdunstung auch die Temperatur. Zum Teil liegen die Luftsäcke direkt unter der Vogelhaut.

Durch Verletzungen und Unfälle können die Luftsäcke des Vogels verletzt werden. Typische Unfälle sind Flüge gegen Fensterscheiben, oder die Vögel werden von Katzen attackiert. Der betroffene Luftsack bläht sich auf, reißt und die enthaltene Luft entweicht unter die Haut (Unterhaut-Emphysem). Oftmals hat der Vogel Probleme zu atmen.

Auch Erkrankungen der Nase können zu Verletzungen der Luftsäcke führen – bei der Ausatmung entsteht ein Überdruck in der Lunge und den Luftsäcken, da die Luft durch die verengte Nase gepresst wird. Der Luftsack überdehnt sich und reißt.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Luftsack-Überdehnung und eines Luftsack-Risses beim Vogel?

Eine Luftsack-Überdehnung oder ein Luftsack-Riss entsteht beim Vogel durch Unfälle und Stichverletzungen. Durch angreifende Katzen kann der Luftsack einreißen und Luft entweicht. Auch Vögel, die gegen eine Fensterscheibe fliegen, erleiden mitunter einen Luftsack-Riss.

Auch führen bestimmte Grunderkrankungen des Vogels zu einer Luftsack-Überdehnung oder gar einem Luftsack-Riss. Liegt beispielsweise eine Verengung (Stenose) der Nasenlöcher vor, so presst der Vogel die Luft bei jeder Ausatmung durch diese Engstelle. Ist der Druck dabei zu groß, dehnen die Luftsäcke sich und reißen.

Ähnlich verlaufen Verletzungen der inneren Luftsäcke bei einer Schimmelpilz-Erkrankung. Die Luftsäcke und die Lungen sind mit Schimmelpilzen befallen, dadurch bilden sich im Atmungstrakt Verengungen („air trapping“). Der Druck steigt bei der Ausatmung und der Luftsack reißt ein.

Symptome:

Woran merkt man, dass der Vogel Probleme mit den Luftsäcken hat?

Ein Vogel mit einer Luftsack-Überdehnung oder einem Luftsack-Riss hat eine stark geschwollene Stelle am Körper. Dort sammelt sich unter der Haut die Luft an – oftmals tritt diese Schwellung im Halsbereich auf.

Es ist ein typisches Knistern der Haut zu fühlen. Anhand der Symptome ist ein überdehnter Luftsack nicht von einem gerissenen Luftsack zu unterscheiden. Die Vögel haben oft Probleme zu atmen. Manchmal ist eine ursächliche Verletzung zu erkennen.

Diagnose:

Wie stellt man eine Luftsack-Überdehnung oder einen Luftsack-Riss beim Vogel fest?

Die Beschwerden bei einer Luftsack-Überdehnung oder bei einem Luftsack-Riss beim Vogel sind eindeutig: Eine Tierärztin oder ein Tierarzt erkennt die Ansammlung von Luft unter der Haut anhand des typisch „puffig-knisternden“ Tastbefunds.

Es sind keine weiteren diagnostischen Maßnahmen nötig, um eine Luftsack-Überdehnung oder einen Luftsack-Riss beim Vogel festzustellen. Ob der Luftsack stark überdehnt oder gerissen ist, lässt sich allerdings anhand der Beschwerden nicht unterscheiden.

Behandlung:

Was tun, wenn der Vogel eine Verletzung der Luftsäcke hat?

Für die Behandlung einer Luftsack-Überdehnung oder eines Luftsack-Risses beim Vogel sticht die Tierärztin oder der Tierarzt mit einer Kanüle oder einem kleinen Skalpell in den Bereich des aufgetriebenen Luftsacks. Dies ist kurz unangenehm, stellt aber eine schnelle Erleichterung für den Vogel dar.

Damit die Luftsäcke sich nicht direkt wieder füllen, erhält der Vogel einen leichten Verband. Falls notwendig, wird ein Stück Schlauch (Drainage) eingenäht, um die Luft nach außen abzuführen. So sammelt sich die Luft nicht immer wieder an, bis der Luftsack sich wieder vollständig verschlossen hat.

Falls eine Verengung der Nase oder eine Schimmelpilz-Infektion als Ursache vorliegt, behandelt die Tierärztin oder der Tierarzt diese Erkrankungen, damit nicht erneut eine Luftsack-Überdehnung oder ein Luftsack-Riss beim Vogel auftritt. Wenn Verletzungen von außen den Riss verursacht haben, erhält der Vogel Antibiotika, um eine Infektion zu vermeiden.

Prognose:

Ist eine Luftsack-Überdehnung gefährlich?

Die Prognose einer Luftsack-Überdehnung oder eines Luftsack-Risses beim Vogel hängt von der Grunderkrankung ab. Ist eine Verletzung aufgetreten und die Schwellung lässt sich schnell beheben, ist die Prognose gut.

Entzündet sich die Verletzung jedoch oder sind andere Grunderkrankungen, wie eine Schimmelpilz-Infektion oder eine Verengung der Nase die Ursache für die Luftsack-Überdehnung oder den Luftsack-Riss, hängt die Prognose davon ab, wie gut die Grunderkrankung zu behandeln ist.

Entzünden sich die Luftsäcke, kann es auch später noch vorkommen, dass die Vögel unter einer dauerhaften Kurzatmigkeit leiden. Die Luftsäcke können chronisch erweitert bleiben. Diese Symptome lassen sich nur durch begleitende Maßnahmen, wie beispielsweise das Befeuchten der Luft, lindern.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Luftsack-Überdehnung und einem Luftsack-Riss beim Vogel vorbeugen?

Man kann einer Luftsack-Überdehnung und einem Luftsack-Riss beim Vogel nur schwer entgegenwirken. Da die Erkrankungen häufig durch Verletzungen ausgelöst werden, ist es ratsam, Fenster mit Aufklebern zu markieren und möglichst wenig spitze und gefährliche Gegenstände in der Umgebung des Vogels zu haben.

Einer Schimmelpilz-Infektion lässt sich durch eine Optimierung der Haltungsbedingungen vorbeugen. Es empfiehlt sich, die Luftfeuchtigkeit den Bedürfnissen des Vogels anzupassen (mindestens 60 Prozent), regelmäßig stoßweise zu lüften und bestimmte Futtermittel nicht zu verfüttern (z.B. Nüsse mit Schale).

dann ist der Tierarzt-besuch ratsam

Muss ein Vogel mit einer Luftsack-Überdehnung oder einem Luftsack-Riss tierärztlich vorgestellt werden?

Er ist ratsam, einen Vogel, der an einer Luftsack-Überdehnung oder einem Luftsack-Riss leidet, möglichst rasch einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen. Die Luft unter der Haut ist unangenehm, der Vogel kann oft nur schwer atmen.

Die Tierärztin bzw. der Tierarzt lässt die Luft ab und leistet dadurch Abhilfe. Falls notwendig, erhält der Vogel in der Tierarzt-Praxis ein Antibiotikum und weitere Behandlungen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Freie Universität Berlin, Fachbereich Veterinärmedizin. Luftsäcke beim Vogel. https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/1173/04_litue.pdf (Abruf: Dezember 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010
Gylstorff, I. et al.: Vogelkrankheiten. UTB, 1998