Krallenabriss beim Vogel

Krallenabriss beim Vogel

Schnepfe
Die Tierärztin untersucht die gesunden Krallen eines Wildvogels. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist ein Krallenabriss beim Vogel?

Ein Krallenabriss beim Vogel ist eine Verletzung an der Kralle. Je nachdem, wie stark die Verletzung ist, sind bei einem Krallenabriss neben der äußeren Kralle auch das Krallenbett und/oder Teile des Knochens betroffen. Ein Krallenabriss ist eine häufige Verletzung beim Vogel.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von einem Krallenabriss beim Vogel?

Ein Krallenabriss beim Vogel ist häufig und hat vielfältige Ursachen. Vögel, die in der Wohnung frei fliegen dürfen, verletzen sich häufig an der Kralle, etwa wenn sie an Textilien wie Gardinen oder Stoffen hängen bleiben. Vögel mit sehr langen Krallen sind hier besonders gefährdet. Hat sich der Vogel mit der Kralle verfangen, reagiert er meist panisch und versucht, sich mit aller Kraft zu befreien. Dabei kann die Kralle ein- oder auch abreißen. Unter Umständen wehrt sich der Vogel so heftig, dass auch der Krallenknochen abreißt.

Auch im Käfig gibt es Gefahrenquellen, die einen Krallenabriss beim Vogel begünstigen, etwa dünne Käfigstangen oder Spielzeug wie feingliedrige Ketten oder Kletterseile. Manchmal führen auch Konkurrenzkämpfe mit Artgenossen oder Verletzungen durch andere Tiere oder Menschen zu einem Krallenabriss beim Vogel.

Symptome:

Wie äußert sich ein Krallenabriss beim Vogel?

Da das Krallenbett sehr gut durchblutet ist, äußert sich ein Krallenabriss beim Vogel durch starke Blutungen am betroffenen Fuß. Die fehlende Kralle oder der abgerissene Krallenknochen ist deutlich sichtbar. Der Vogel entlastet das Bein und verlagert das Gewicht auf den gesunden Fuß.

Diagnose:

Wie wird ein Krallenabriss beim Vogel diagnostiziert?

Ein Krallenabriss beim Vogel ist meist mit bloßem Auge zu erkennen. Um weitere Verletzungen auszuschließen und die Wunde zu versorgen, ist ein Tierarzt-Besuch wichtig. Besteht der Verdacht auf weitere Verletzungen wie einen Knochenbruch, wird die Tierärztin oder der Tierarzt das Bein des Vogels in verschiedenen Stellungen röntgen.

Behandlung:

Wie kann ein Krallenabriss beim Vogel behandelt werden?

Die Therapie des Krallenabrisses beim Vogel richtet sich nach dem jeweiligen Ausmaß der Verletzung. Zunächst erhält der Vogel ein Schmerzmittel gegen den Wundschmerz. Ist lediglich die Kralle abgerissen und das Krallenbett noch intakt, so desinfiziert die Tierärztin oder der Tierarzt dieses empfindliche Gewebe mit einer antibakteriellen Lösung.

Anschließend wird das Krallenbett mit einer desinfizierenden Salbe versorgt und der Vogel bekommt einen Verband. Bei größeren Wunden und starken Verunreinigungen erhält er zusätzlich ein Antibiotikum. Nach einiger Zeit ist das Krallenbett wieder von einer neuen Hornschicht bedeckt.

Eine andere Möglichkeit, einen Krallenabriss beim Vogel zu behandeln, ist das Anlegen einer Schutzkralle um das Krallenbett. Hierzu nimmt die Tierärztin bzw. der Tierarzt die Krallen von einem verstorbenen Tier, säubert und desinfiziert diese und verklebt sie mit einem speziellen Kleber direkt mit dem Krallenbett des Vogels. Sobald die neue Hornschicht um das Krallenbett nachgewachsen ist, wird die Schutzkralle wieder entfernt.

Hat sich der Vogel so stark verletzt, dass auch der Krallenknochen abgerissen ist, kommt nur eine Amputation der Kralle in Betracht. Vor der Operation erhält der Vogel eine Vollnarkose. Beim eigentlichen Eingriff amputiert die Tierärztin oder der Tierarzt das betroffene Krallengelenk und vernäht die Wunde anschließend mit einem Rest überstehender Haut.

Eine Amputation der Kralle bedeutet nicht automatisch, dass der Vogel in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. Viele Vögel gleichen dieses „Defizit“ aus, indem sie ihr Gewicht auf die gesunden Krallen umverteilen.

Prognose:

Wie ist die Prognose von einem Krallenabriss beim Vogel?

Die Prognose eines Krallenabrisses beim Vogel ist umso günstiger, je eher die frische Wunde tierärztlich versorgt wird. Bei einer frischen Wunde lassen sich noch eventuelle Fehlstellungen des Krallengelenks korrigieren und Hautverletzungen behandeln.

Liegt der Krallenabriss beim Vogel jedoch schon länger zurück, können Probleme mit der Wundheilung sowie dauerhafte Verformungen der Kralle die Folge sein. In manchen Fällen wächst die Kralle nicht mehr nach.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Krallenabriss beim Vogel vorbeugen?

Ein Krallenabriss beim Vogel ist eine der häufigsten Verletzungen des Bewegungsapparats. Mit den folgenden Tipps senken Sie das Risiko für einen Krallenabriss bei Ihrem Vogel:

  • Achten Sie auf eine regelmäßige Krallenpflege beim Vogel. Zu lange Krallen behindern den Vogel nicht nur in seinen natürlichen Bewegungen, sie können auch Verletzungen verursachen.
  • Suchen Sie die Innenausstattung des Käfigs beziehungsweise der Voliere so aus, dass möglichst keine Verletzungsgefahr für den Vogel besteht. Naturäste, Spielzeug aus Holz und grobe Seile eignen sich besser als scharfkantige Kunststoff-Gegenstände, feingliedrige Ketten oder Gitter.
  • Vor dem Freiflug: Räumen Sie gefährliche Gegenstände weg, in denen der Vogel hängen bleiben kann, etwa Ketten, Decken, Kleidung, Gegenstände aus Wolle oder auch große Gardinen.
  • Wenn sich der Vogel verfangen hat, legen Sie ihm ein Tuch über die Augen, umfassen Sie ihn behutsam und versuchen Sie vorsichtig, die Kralle zu befreien. Diese Maßnahmen wirken einer Panikreaktion des Vogels und somit gröberen Verletzungen entgegen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit einem Krallenabriss zum Tierarzt?

Ein Vogel mit einem Krallenabriss sollte von einer Tierärztin oder einem Tierarzt behandelt werden. In der Praxis lässt sich die Wunde fachkundig versorgen und mögliche Folgeschäden oder Infektionen lassen sich vorbeugen. Dies erhöht auch die Chancen auf eine schnelle und komplikationslose Heilung.

Weiterführende Informationen

Autor: Miriam Lossau, Biologin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Nabu: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/ (Abruf: März 2022)
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010

Wiesner, E. et al.(Hrsg.): Lexikon der Veterinärmedizin. Enke, Stuttgart 2000