Durchfall (Diarrhö) beim Vogel

Durchfall (Diarrhö) beim Vogel

Vogelkot
Normaler Vogelkot ist zumeist dunkelgrün bis dunkelbraun gefärbt. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Durchfall (Diarrhö) beim Vogel?

Unter Durchfall beim Vogel versteht man vermehrten, schleimigen bis wässrigen Kot. Der medizinische Fachbegriff lautet Diarrhö oder Diarrhoe.

Während normaler Vogelkot zumeist dunkelgrün bis dunkelbraun gefärbt ist, fällt Durchfall durch eine gelblich-grüne, rötliche oder bisweilen auch graue Farbe auf. Dabei sind häufig sowohl Konsistenz als auch Farbe und Geruch verändert.

Durchfall beim Vogel ist keine eigenständige Krankheit, sondern das Symptom einer bereits bestehenden Grunderkrankung, etwa einer Infektion mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten. Bei Vögeln tritt Durchfall außerdem häufig infolge von Stress oder Ernährungsfehlern auf.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Durchfall (Diarrhö) beim Vogel?

Die Ursachen für Durchfall beim Vogel sind vielfältig. Die häufigsten Ursachen von Diarrhö sind:

  • Virusinfektionen, beispielsweise durch das Paramyxovirus
  • Bakterielle Infektionen, etwa Mykobakterien, Escherichia coli, Salmonellen, Pseudomonas, Pasteurellen, Listerien, aber auch Enterokokken, Streptokokken und Staphylokokken
  • Eine Infektion mit Chlamydien (Psittakose oder auch als Papageienkrankheit bezeichnet): Wenn der Vogel neben dem Durchfall auch Anzeichen einer Atemwegserkrankung zeigt, etwa Atemnot, ist es notwendig, umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufsuchen.
  • Pilzinfektionen, beispielsweise mit Candida albicans, Macrorhabdus ornithogaster
  • Parasiten wie Einzeller (Trichomonaden, Giardien) und Würmer
  • Futterwechsel oder Fehlernährung
  • Erkrankungen der Leber, Bauchspeicheldrüse, Nieren, Kloake oder des Darms
  • Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus oder gestörter Fettstoffwechsel)
  • Tumoren an Niere oder Darm
  • Vergiftungen, etwa durch Pflanzen wie Avocado oder durch Schwermetalle
  • Hormonelle Störungen
  • Stress

Symptome:

Wie äußert sich Durchfall (Diarrhö) beim Vogel?

Beim Vogel äußert sich Durchfall durch vermehrten schleimigen bis wässrigen Kot, der auch unverdautes Futter sowie Blut enthalten kann. Die Farbe des Durchfalls hängt von der jeweiligen Ursache ab. Häufig erscheint der Kot jedoch grünlich-gelb, rötlich oder auch grau. Die Kloake ist zusätzlich meist verschmiert und verklebt.

Durchfall beim Vogel wird oft durch weitere Symptome, wie mangelnden Appetit, gesträubtes Gefieder und gesteigerten Durst, begleitet. Hält der Durchfall beim Vogel über einen längeren Zeitraum an, magert das Tier meist deutlich ab.

Da der Vogel Kot und Harn zusammen ausscheidet, lässt sich in manchen Fällen nicht eindeutig zwischen „echtem“ Durchfall und vermehrter Harnmenge unterscheiden. Echter Durchfall beim Vogel äußert sich hauptsächlich durch eine veränderte, stark verflüssigte Konsistenz. Ist der Kot jedoch deutlich geformt und scheidet der Vogel lediglich vermehrt Harn aus (Polyurie), so kann eine Diarrhö in der Regel ausgeschlossen werden.

Diagnose:

Wie wird Durchfall (Diarrhö) beim Vogel diagnostiziert?

Tierärztinnen und Tierärzte diagnostizieren einen Durchfall beim Vogel zunächst mittels einer Kotprobe, die sie unter dem Mikroskop untersuchen. Auf diese Weise lässt sich der genaue Erreger bestimmen, der den Durchfall verursacht, zum Beispiel bestimmte Bakterien.

Liegt die Vermutung nahe, dass der Vogel an einer Pilzinfektion oder an einem Parasitenbefall leidet, erfolgt zusätzlich eine Kropfspülung. Dazu wird der Kropf des Vogels vorsichtig ausgespült und eine Probe der ausgespülten Lösung unter dem Mikroskop begutachtet.

Um eine Virusinfektion nachzuweisen, entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt eine Blutprobe. Beim Verdacht auf einen Tumor der Niere oder des Darms kommen auch bildgebende Verfahren zum Einsatz, etwa eine Röntgen-Untersuchung mit Kontrastmittel oder eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie).

Wenn der an Durchfall erkrankte Vogel mit mehreren Tieren in einem Käfig oder in einer Voliere lebt, ist es sinnvoll, auch die anderen Tiere vorsorglich zu untersuchen und gegebenenfalls mit zu behandeln.

Behandlung:

Wie kann Durchfall (Diarrhö) beim Vogel behandelt werden?

Da Durchfall beim Vogel immer das Anzeichen einer Grunderkrankung oder akuten Störung ist, orientiert sich die Therapie an der jeweiligen Ursache. Bakterielle Infektionen lassen sich gut mit Antibiotika behandeln. Bei der Wahl des Antibiotikums spielt der vorherige Erregernachweis unter dem Mikroskop eine entscheidende Rolle. Diese Untersuchung ermöglicht es, ein spezifisches Antibiotikum zu wählen, das gezielt gegen den jeweiligen Krankheitserreger wirkt.

Gegen Pilzinfektionen als Ursache des Durchfalls beim Vogel helfen Antipilzmittel, sogenannte Antimykotika. In der Behandlungszeit empfiehlt es sich, dem Vogel kein Obst als Futter anzubieten, da der Fruchtzucker das Wachstum des Pilzes begünstigt. Besonders bei einer Pilzinfektion beim Vogel ist es wichtig, auf eine nachhaltige Hygiene zu achten, um einem Rückfall vorzubeugen.

Bei den meisten Virusinfektionen hilft keine Therapie, gezielt die Viren zu bekämpfen. Hier verordnet die Tierärztin oder der Tierarzt in der Regel Medikamente, die den Durchfall beim Vogel lindern. Schwere Herpesinfektionen (Pacheco-Krankheit) können zusätzlich mit Aciclovir behandelt werden. Dabei handelt es sich um ein Virostatikum, das die Vermehrung der Herpesviren hemmt.

Antiparasitika kommen bei einem Parasitenbefall des Vogels zum Einsatz, zum Beispiel bei einer Infektion mit Trichomonaden (Einzeller). Gleichzeitig gelten, wie bei einer Pilzinfektion, strenge Hygienemaßnahmen für den Käfig oder die Voliere.

Sind organische Störungen die Ursache für den Durchfall beim Vogel, richtet sich die Behandlung nach der genauen Ursache. Ob eine Therapie mit Medikamenten infrage kommt und ob diese erfolgversprechend ist, hängt davon ab, wie stark ausgeprägt die Störung ist. Tumoren in Leber und Nieren beim Vogel sind häufig nur schwer behandelbar.

Vergiftungen können ebenfalls zu Durchfall beim Vogel führen. In diesen Fällen erhält der Vogel oftmals spezielle Medikamente (Adsorptionsmittel), welche die Giftstoffe binden und aus dem Körper transportieren, etwa Bariumsulfat bei Schwermetall-Vergiftungen.

Vögel sind sensible Tiere, die häufig mit Durchfall auf Futterwechsel und Stress reagieren. Wenn organische Störungen, Vergiftungen und Infektionskrankheiten als Ursache der Diarrhö ausgeschlossen sind, ist es ratsam, die Fütterungsgewohnheiten und die Umgebung des Tieres unter die Lupe zu nehmen. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt gibt Ihnen hilfreiche Tipps zur richtigen Fütterung und berät Sie zudem, wo Sie den Käfig des Vogels am besten platzieren. Da Stress auch innerhalb einer Vogelgruppe auftritt, beispielsweise infolge von Revierkämpfen, kann eine Trennung der Gruppe eine Alternative sein, um den Stress für die Vögel zu vermindern.

Durchfall beim Vogel kann unter Umständen einen lebensbedrohlichen Flüssigkeitsmangel verursachen. Daher ist es unbedingt erforderlich, dass der Vogel genug trinkt. Wenn dies nicht ausreicht, sind Infusionen nötig.

Auch Mangelerscheinungen können die Folge von Durchfall sein. In der Tierarzt-Praxis bekommen Sie spezielle Präparate, die Elektrolyte, Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente enthalten.

Zusätzlich ist es sinnvoll, die Kloakengegend regelmäßig zu kontrollieren und mit einem feuchten Wattestäbchen zu reinigen. Auf diese Weise beugen Sie Verklebungen der Kloake vor, die unter Umständen zu einem Kloakenverschluss führen.

Prognose:

Wie ist die Prognose, wenn der Vogel Durchfall (Diarrhö) hat?

Die Prognose bei Durchfall beim Vogel hängt in erster Linie von der Ursache ab. Stress als Auslöser einer Diarrhö lässt sich oftmals schnell beseitigen. Ein leichter Befall mit Parasiten hat in der Regel ebenfalls eine gute Prognose, vorausgesetzt, Sie halten bestimmte Hygienemaßnahmen ein, die einer erneuten Infektion mit dem Erreger entgegenwirken.

Auch bei den meisten bakteriellen Infektionen ist die Prognose bei schnell einsetzender Therapie recht günstig für den Vogel. Dies gilt auch für eine Pilzinfektion, mit Ausnahme der Macrorhabdiose (Macrorhabdus ornithogaster). Hier fällt die Prognose vorsichtig aus, da die viele Antipilzmittel nicht anschlagen.

Virusinfektionen als Ursache von Durchfall haben insgesamt eine schlechtere Prognose. Häufig versterben die Vögel innerhalb der ersten Wochen nach der Infektion.

Vorbeugen:

Wie kann man Durchfall (Diarrhö) beim Vogel vorbeugen?

Mit bestimmten Vorsichts- und Hygienemaßnahmen lässt sich das Risiko für Infektionskrankheiten, die Durchfall beim Vogel verursachen können, minimieren. Hier sind einige Tipps:

  • Reinigen Sie den Vogelkäfig regelmäßig gründlich, dazu gehören Käfiggerüst, Inneneinrichtung, Spielzeug und Badehäuschen.
  • Nehmen Sie keine plötzlichen Futterwechsel vor, sondern gewöhnen Sie den Vogel langsam an das neue Futter.
  • Lagern Sie Futter sauber und trocken, damit sich keine Pilze entwickeln.
  • Isolieren Sie an Durchfall erkrankte Vögel und desinfizieren Sie den Käfig entsprechend.
  • Halten Sie neu hinzu gekaufte Vögel zunächst in Quarantäne, bis eine Infektion ausgeschlossen ist.
  • Eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen unterstützt das Immunsystem Ihres Vogels und beugt so Durchfall vor.
  • Platzieren Sie den Käfig möglichst an einer ruhigen Stelle ohne Windzug und Sonneneinstrahlung, um Stress für den Vogel zu vermeiden.
  • Reinigen Sie selbst gesammelte Naturäste für die Innenausstattung des Käfigs vorher gründlich.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit Durchfall (Diarrhö) zum Tierarzt?

Durchfall beim Vogel kann verschiedene Ursachen haben. Die Bandbreite reicht dabei von harmlosen Ursachen wie Futterwechsel bis hin zu gefährlichen Infektionen. Tritt plötzlich starker Durchfall auf oder halten die Beschwerden durchgehend über mehrere Tage an, ist es dringend erforderlich, eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen, da es sonst zu einem lebensbedrohlichen Flüssigkeitsmangel kommen kann.

Weiterführende Informationen

Autor: Miriam Lossau, Biologin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.: https://www.tieraerzteverband.de/smile/smile-tiergesundheit/voegel.php (Abruf: März 2022)
Nabu: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/ (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010

Wiesner, E. et al.(Hrsg.): Lexikon der Veterinärmedizin. Enke, Stuttgart 2000