Zahnspitzen beim Pferd

Zahnspitzen beim Pferd

Pferd auf der Wiese
Zahnspitzen beim Pferd lassen sich vorbeugen, indem Sie das Pferd optimal füttern. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Zahnspitzen beim Pferd?

Zahnspitzen entstehen, wenn das Pferd die Zähne nicht richtig abreibt. Sie zählen zu den Zahnerkrankungen, die auf unnormale Abnutzung des Gebisses zurückzuführen sind, wie Zahnhaken, Wellengebisse, Treppengebisse oder Scherengebisse.

Die Backenzähne weisen bei Zahnspitzen scharfe Ränder und Kanten auf, welche die Maulschleimhaut des Pferdes verletzen können. Oftmals sind sie unangenehm und schmerzhaft für das Pferd. Zudem kann sich die Maulschleimhaut des Pferdes entzünden. Das Pferd frisst meist weniger und nimmt oft das Gebiss nicht richtig an.

Im Heu finden sich häufig sogenannte Futterwickel: Die Pferde mit Zahnspitzen bewegen in ihrer Wangentasche das Heu oder Stroh hin und her, sodass sich zigarrenartige Futterknäule bilden und verklumpen. Sie fallen dem Pferd schließlich wieder aus dem Maul und landen in der Futterkrippe oder auf dem Stallboden. Futterwickel sind ein deutliches Zeichen für Zahnspitzen beim Pferd.

Im Unterkiefer treten die Zahnspitzen beim Pferd meist an der Innenseite der Zähne auf und können in die Zunge piksen, während im Oberkiefer die Zahnspitzen eher außen liegen und in die Wangenschleimhaut bohren.

Tierärztinnen und Tierärzte behandeln Zahnspitzen, indem sie sie mithilfe einer Zahnraspel oder elektrischen Instrumenten kürzen. Außerdem ist es sinnvoll, die Fütterung des Pferdes zu optimieren: Mehr Raufutter sorgt dafür, dass die Pferde ihre Zähne besser abnutzen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Zahnspitzen beim Pferd?

Es gibt vermutlich mehrere Ursachen, warum sich Zahnspitzen beim Pferd bilden. Das Gebiss von Pferden ist auf das Zermahlen von strukturreichem Futter ausgelegt. Die Pferde nehmen natürlicherweise viel Raufutter wie Gras auf, welches sie lange zerkauen beziehungsweise zermahlen. Hierbei bewegen sie den Kiefer weit nach rechts und links.

Fressen die Pferde jetzt eher viel Kraftfutter, zum Beispiel Hafer, müssen sie ihren Kiefer und ihre Zähne nicht so weit bewegen. Dadurch reiben sie sich nicht die gesamte Kaufläche ab und es bilden sich leichter Kanten und Spitzen. Von Natur aus haben Pferde einen Unterkiefer, der schmaler als ihr Oberkiefer ist. Deshalb können schon kleine Störungen beim Kauen zur Bildung von Zahnspitzen führen.

Pferde haben ein sogenanntes Schmelzfalt-Gebiss: Die Zahnoberfläche besteht aus weichen und harten Anteilen. Die weicheren Anteile reiben schneller ab als die härteren. Dadurch bildet sich ein Relief auf der Oberfläche aus, welches die Bildung von Zahnspitzen begünstigt.

Ein Pferd mit Zahnspitzen kann nicht mehr normal kauen. Als Folge sind weitere Zahnerkrankungen und Zahnfehlstellungen möglich, beispielsweise ein Wellengebiss, ein Treppengebiss oder ein Scherengebiss. Eine weiterer Auslöser für Zahnspitzen sind zu lange oder falsch gestellte Schneidezähne. Sie stören die richtige Mahlbewegung des Kiefers.

Zahnspitzen beim Pferd können die Zunge und die Maulschleimhaut verletzen. Durch Bakterien oder andere Erreger kann sich die Wunde infizieren, in schweren Fällen bilden sich eitrige Entzündungen oder Abszesse beim Pferd.

Symptome:

Wie äußern sich Zahnspitzen beim Pferd?

Pferde, die unter Zahnspitzen leiden, zeigen meist Probleme beim Fressen. Sie haben Schmerzen und können das Futter nicht richtig zermahlen. In der Futterkrippe finden sich häufig Futterwickel: Die Pferde versuchen, das Futter im Maul hin und her zu bewegen, um es zu zerkauen. In den Wangentaschen sammeln sich zigarrenartige Futterknäule, die verklumpen und wieder aus dem Maul fallen. Futterwickel sind ein deutlicher Hinweis, dass das Pferd Zahnspitzen hat.

Pferde mit Zahnspitzen nehmen oft weniger Futter auf und verlieren so an Gewicht. Oftmals können sie das aufgenommene Futter nicht richtig zermahlen – im Kot sind dann unverdaute Futterbestandteile zu sehen, zum Beispiel ganze Getreidekörner.

Das teilverdaute Futter kann auch zu Verdauungsproblemen, wie Verstopfung oder Koliken beim Pferd führen. Das Gebiss ist für Pferde mit Zahnspitzen oftmals unangenehm – einige Pferde nehmen das Gebiss nicht mehr gut an, manche lassen sich auch nur sehr widerwillig aufzäumen.

Diagnose:

Wie werden Zahnspitzen beim Pferd diagnostiziert?

Tierärztinnen und Tierärzte diagnostizieren Zahnspitzen beim Pferd durch eine Untersuchung der Maulhöhle. Häufig stellen sie vorher einige Fragen zur Fütterung und Haltung des Pferdes. Um die Maulhöhle zu untersuchen, legen sie dem Pferd ein Maulgatter ein. Hiermit können sie das Maul offen halten und die Zähne des Pferdes genauer untersuchen.

Oft ist es notwendig, dem Pferd eine Beruhigungsspritze zu geben, damit es die Untersuchung toleriert. Im Maul wird das Relief der Zähne begutachtet und auf Zahnspitzen, Stufen oder Wellen im Gebiss sowie auf verletzte Schleimhaut untersucht.

Behandlung:

Wie können Zahnspitzen beim Pferd behandelt werden?

Eine Tierärztin oder ein Tierarzt trägt die Zahnspitzen mit einer Zahnraspel oder elektrischen Instrumenten ab. Liegen weitere Fehlstellungen, wie ein Wellengebiss, Stufengebiss oder Scherengebiss vor, werden diese mit behandelt.

Nach der tierärztlichen Behandlung ist es wichtig, die Fütterung des Pferdes zu optimieren. Ernähren Sie das Pferd mit viel Raufutter – hierbei mahlt das Pferd viel und bewegt den Kiefer weitreichend zur Seite. Dies fördert das Abreiben der Zähne.

Häufig ist es notwendig, das Pferd mehrmals tierärztlich zu behandeln und die Zähne regelmäßig kontrollieren zu lassen.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Zahnspitzen beim Pferd?

Die Prognose von Zahnspitzen beim Pferd hängt stark vom Ausmaß der Zahnerkrankung ab und wie früh sie behandelt wird. Die meisten Zahnspitzen lassen sich problemlos entfernen. Es kommt aber vor, dass sie erneut auftreten.

Gebissveränderungen, die zusätzlich entstehen, wie ein Wellengebiss, Stufengebiss oder Scherengebiss, muss eine Tierärztin oder ein Tierarzt unter Umständen mehrmals schleifen.

Vorbeugen:

Wie kann man Zahnspitzen beim Pferd vorbeugen?

Zahnspitzen lasse sich vorbeugen, indem Sie das Pferd optimal füttern. Viel Raufutter und wenig Kraftfutter fördern eine raumgreifende Mahlbewegung und einen gesunden Abschliff der Zähne.

Auch ist eine regelmäßige, zum Beispiel jährliche, Untersuchung der Zähne durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt sinnvoll, um frühzeitig Zahnprobleme beim Pferd zu erkennen und zu behandeln.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit Zahnspitzen zum Tierarzt?

Ein Pferd mit Zahnspitzen hat Probleme bei der Futteraufnahme, verliert an Gewicht und nimmt häufig das Gebiss nicht mehr gut an. Es ist ratsam, bei solchen Symptomen eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen, um die Zahnspitzen festzustellen und frühzeitig zu behandeln. Hierdurch lassen sich Gebissfehlstellungen und Verletzungen des Mauls vermeiden.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016

Vogt, C.: Lehrbuch der Zahnheilkunde beim Pferd. Schattauer 2011