Würmer beim Pferd

Würmer beim Pferd

Mikroskop
Die meisten Würmer und ihre Eier sind mithilfe einer Kotuntersuchung unter dem Mikroskop erkennbar. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Würmer beim Pferd?

Wie die meisten Tiere und auch der Mensch, können auch Pferde von Parasiten befallen werden – unter anderem von Würmern. Würmer sind Parasiten, die im Körper ihres Wirts leben und sich dort vermehren (Endoparasiten).

Es gibt viele verschiedene Wurmarten, die sich in unterschiedlichen Organen des Pferdes ansiedeln. Einige Würmer leben hauptsächlich im Darm, zum Beispiel Bandwürmer (Anoplocephala), Palisadenwürmer (Strongyliden), Pfriemenschwänze (Oxyuren) und Spulwürmer (Parascaris equorum). Andere Wurmarten leben im Magen (Habronema), den Augen (Thelazia lacrimalis), der Haut (Parafilarien, Onchocerca) oder der Lunge (Dictyocaulus arnfieldi) des Pferdes.

Ein Pferd mit Würmern zeigt oft eine verminderte Leistung und leidet unter Appetitmangel, Durchfall und Koliken. Zudem besteht die Gefahr, dass die Wurmlarven wandern und somit innere Organe beschädigen. Zur Behandlung erhält das Pferd ein Anti-Wurm-Mittel (Anthelminthikum), das die momentan im Körper des Pferdes lebenden Würmer tötet.

Da Entwurmungen aber nicht vor einem erneuten Befall mit Würmern schützen, ist eine regelmäßige Anwendung sinnvoll, ebenso wie einige vorbeugende Maßnahmen gegen einen Wurmbefall beim Pferd.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für Würmer beim Pferd?

Ein Pferd kann Würmer bekommen, wenn es Würmer, deren Eier oder Larven aufnimmt. Die einzelnen Wurmarten wandern, leben und vermehren sich unterschiedlich – somit stecken sich die Pferde je nach Wurmart auf verschiedene Weise an:

  • Bandwürmer (Ancylocephala): Moosmilben, die auf dem Gras leben, nehmen die Proglottiden (Bandwurmteile) der Bandwürmer auf. Die Pferde wiederum fressen infizierte Moosmilben auf der Weide und infizieren sich so mit Bandwürmern. Im Darm des Pferdes entwickeln sich aus den Proglottiden die erwachsenen Bandwürmer und produzieren neue ansteckende Proglottiden.
  • Kleine Strongyliden/Zwergfadenwurm (Strongyloides westeri): Die Zwergfadenwürmer befallen vor allem junge Pferde, häufig Saugfohlen. Die Larven der Strongyliden leben im Gras der Weiden, und die Pferde fressen das Gras mit den Larven. Fohlen können sich auch über die Muttermilch mit Wurmlarven anstecken. Die Larven können auch durch die Haut eindringen – dann wandern sie durch die Blutgefäße und das Lymphsystem des Pferdes zunächst in die Lunge, dann in die Speiseröhre, den Magen und Dünndarm und bohren sich schließlich in die Schleimhaut des Darms ein.
  • Große Strongyliden/Palisadenwurm (Strongylus vulgaris): Die Pferde nehmen die Larven des Palisadenwurms auf der Weide auf. Diese wandern in den Blinddarm und Dickdarm der Pferde ein und bilden hier sogenannte Wurmknötchen. Sie dringen in die Blutgefäße der Pferde ein, vor allem in die Blutgefäße des Darms und des Darmgekröses.
  • Spulwürmer (Parascaris equorum): Meist sind junge Pferde von Spulwürmern betroffen, da ältere Pferde oft ein stärkeres Immunsystem haben und sich seltener anstecken. Die Eier der Spulwürmer können jahrelang in der Umwelt überleben. Nehmen die Pferde sie auf, wandern sie während ihrer Entwicklung durch verschiedene Organe. Sie können sowohl die Leber, die Lunge als auch den Darm während ihrer Wanderung beeinträchtigen. Die ausgewachsenen Würmer nisten sich im Dünndarm des Pferdes ein.
  • Magenwürmer (Habronema): Infizierte Stechmücken übertragen Magenwürmer. Die Larven wandern aus dem Rüssel der Stechmücke, dringen in die Maulschleimhaut des Pferdes ein und gelangen so in den Magen. Die Pferde können aber auch ganze Fliegen schlucken und sich so mit Magenwürmern anstecken. Die wandernden Larven kommen in verschiedenen Organen vor. So befallen sie neben dem Magen auch die Lunge, die Haut (Sommerwunden) und die Augen des Pferdes.
  • Lungenwürmer (Dictyocaulus): Die Pferde nehmen Lungenwürmer mit dem Gras auf. Die aufgenommenen Larven bahnen sich durch die Darmwand einen Weg in die Lymphgefäße. Mit der Lymphe gelangen sie ins Blut und schließlich in die Lunge des Pferdes. Oftmals sind Jungpferde oder Fohlen, die mit Eseln zusammen weiden, von Lungenwürmern betroffen.
  • Pfriemenschwänze (Oxyuris equi): Die Pferde nehmen die Pfriemenschwänze mit dem Maul auf. Die im Dickdarm lebenden Würmer legen die Eier am Anus des Pferdes ab, wodurch ein Juckreiz entsteht.
  • Thelaziose/Onchozerkose: Bestimmte Wurmarten befallen vornehmlich die Haut oder die Augen des Pferdes. So übertragen Fliegen den Augenwurm (Thelazia lacrimalis), die sich im Auge der Pferde ansiedeln. Die Onchozeren werden durch Mücken übertragen und befallen die Haut und die Augen.

Symptome:

Wie äußert sich Wurmbefall beim Pferd?

Würmer befallen je nach Art verschiedene Organe der Pferde. Daher sind die Symptome sehr unterschiedlich. Pferde, die von Würmern befallen sind, magern oft ab, haben Fieber, stumpfes Fell und sind appetitlos und ruhig.

Oftmals treten Durchfall, Koliken, Verstopfung oder Blähungen beim Pferd auf. Würmer können auch zu einem langsamen Wachstum und einer zurückgebliebenen Entwicklung beim Pferd führen.

Folgende Würmer führen zu diesen Symptomen beim Pferd:

  • Bandwürmer (Ancylocephala): Meist ist der Bandwurm-Befall nur gering, somit haben die Pferde nur manchmal Durchfall und Koliken. Die Bandwürmer heften sich an die Schleimhäute des Darms und führen zu Entzündungen, im schlimmsten Fall zum Durchbruch des Darms (Perforation). Meist zeigen Pferde mit Bandwürmern nur leichte Symptome, ihr Fell ist stumpf und sie nehmen ab.
  • Kleine Strongyliden/Zwergfadenwurm (Strongyloides westeri): Der Zwergfadenwurm befällt vor allem Fohlen und Jungpferde. Die Pferde sind häufig appetitlos, matt und entwickeln sich schlecht. Oft haben sie auch Durchfall. In einigen Fällen beschädigen die Larven die Lunge des Fohlens so stark, dass Symptome einer Lungenentzündung auftreten, wie Husten, Fieber und Mattigkeit. In seltenen und schweren Fällen kann der Befall mit dem Zwergfadenwurm für das Fohlen tödlich enden.
  • Große Strongyliden/Palisadenwurm (Strongylus vulgaris): Die ausgewachsenen Strongyliden leben im Blinddarm und Dickdarm der Pferde, während die Larven in die Darmgefäße wandern. Hier verstopfen sie teilweise die Blutgefäße und verursachen Durchblutungsstörungen und Koliken. In seltenen, schweren Fällen führen sie zum lebensbedrohlichen Einreißen der Gefäßwand. Somit sind die Larven weitaus gefährlicher als der ausgewachsene im Darm lebende Palisadenwurm, der hauptsächlich Durchfall und Appetitmangel beim Pferd hervorruft.
  • Spulwürmer (Parascaris equorum): Spulwürmer wandern während ihrer Entwicklung durch die Leber und die Lunge und können die Organe des Pferdes schädigen. Das Pferd hustet, hat oft Fieber, wenig Appetit und es kann zu Blutungen kommen. Im Darm führen die Spulwürmer häufig zu Durchfall, Verstopfung oder, in schweren Fällen, zu einem Darmverschluss. Wie sehen Spulwürmer bei Pferden aus? Es kann vorkommen, dass Pferde ausgewachsene Spulwürmer mit dem Kot ausscheiden. Diese können eine Länge von bis zu 50 cm erreichen und zählen somit zu den größten, den Dünndarm besiedelnden  Wurmarten.  
  • Magenwürmer (Habronema): Die erwachsenen Würmer leben im Magen und Darm der Pferde. Neben diesen Würmern verursachen vor allem die Larven, die viele Organe befallen und durchwandern, Symptome beim Pferd. Die erwachsenen Würmer im Magen lösen durch Knoten in der Magenwand eine Magenschleimhaut-Entzündung beim Pferd aus. Pferde, die von Magenwürmern befallen sind, haben weniger Appetit, leiden unter Koliken, sind schwach und es können Blutungen auftreten. Im schlimmsten Fall bricht ein solcher Knoten in der Magenwand durch – der Mageninhalt gelangt in den Bauchraum und ruft eine lebensbedrohliche Bauchfell-Entzündung hervor. Larven, die die Lunge befallen, lösen oftmals Husten, Fieber und Abgeschlagenheit beim Pferd aus. Die durch Larven befallenen Hautstellen sowie die Auge entzünden sich und jucken. Oftmals sind die unteren Beine des Pferdes betroffen.
  • Lungenwürmer (Dictyocaulus): Pferde mit Lungenwürmern husten häufig, haben Fieber, bekommen schlecht Luft und man kann deutliche Atemgeräusche hören. Die Pferde fressen weniger, nehmen ab und manchmal tritt Ausfluss aus der Nase aus. Die Würmer haben oftmals eine Allergie-auslösende Wirkung – somit können neben den eigentlichen Krankheitssymptomen zusätzliche Erkrankungen, wie Asthma bronchiale, auftreten.
  • Pfriemenschwänze (Oxyuris equi): Pferde, die von Pfriemenschwänzen befallen sind, scheuern sich oft die Schweifrübe, da die Würmer zu einem Juckreiz um den After führen.
  • Thelaziose/Onchozerkose: Pferde mit Augen- und Hautwürmern leiden unter Bindehaut-Entzündungen. Die Pferde bilden Fisteln und Beulen am Widerrist und am Nacken. Zusätzlich sind Krusten und ein Juckreiz im gesamten Hautbereich möglich.

Diagnose:

Wie werden Würmer beim Pferd diagnostiziert?

Um Würmer zu diagnostizieren, ist zunächst eine gründliche Untersuchung des Pferdes wichtig, um alle auftretenden Symptome zu erkennen. Geben Sie der Tierärztin oder dem Tierarzt Informationen zur Haltung, Fütterung und zur Wurm-Prophylaxe Ihres Pferdes und der Herde.

Die meisten Würmer und ihre Eier sind nicht mit bloßem Auge erkennbar, sondern mithilfe einer Kotuntersuchung unter dem Mikroskop. Dabei fragen sich manche: “Wann scheidet ein Pferd Würmer aus?” Das Pferd scheidet Würmer (bzw. Wurmstadien wie Eier) nicht immer kontinuierlich aus, sodass es notwendig sein kann, mehrere Kotproben zu untersuchen.

Eine Blutuntersuchung gibt weitere Hinweise zur Diagnose von Würmern beim Pferd. So sind bei einem Wurmbefall häufig bestimmte Entzündungszellen erhöht (Eosinophilie).

Behandlung:

Was hilft gegen Würmer bei Pferden?

Würmer beim Pferd werden mit Medikamenten gegen Parasiten (Antiparasitika) beziehungsweise Medikamenten gegen Würmer (Anthelminthika) behandelt. Es sind verschiedene Präparate erhältlich, wobei einige Wirkstoffe nur gegen bestimmte Würmer wirken und  andere mehrere Wurmarten abdecken.

Bei Würmern kann es zu Resistenzen gegen bestimmte Wirkstoffe kommen, das heißt, die Wurmmittel wirken dann nicht mehr. Tierärztinnen und Tierärzte empfehlen daher häufig eine gezielte Behandlung von Würmern, eine regelmäßige Prophylaxe mit wechselnden Wirkstoffen (sog. Wurmkuren) und eine gute Weide- und Stallhygiene. Häufig eingesetzte Wirkstoffe gegen Würmer sind unter anderem Praziquantel, Fenbendazol, Pyrantel und Ivermectin.

Auch der Zeitpunkt der Entwurmung ist wichtig. Es ist zum Beispiel sinnvoll, die Pferde im Frühjahr einige Tage vor dem Weideaustrieb zu entwurmen, um zu verhindern, dass die Weiden mit Würmern belastet werden. Welches Wurmmittel angewandt wird, richtet sich nach der Jahreszeit und den somit am häufigsten vorkommenden Würmern.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Würmern beim Pferd?

Die Prognose von Würmern hängt stark davon ab, um welche Wurmart es sich handelt, wie stark der Wurmbefall sowie die Abwehrlage des befallenen Pferdes sind. Prinzipiell ist die Prognose der meisten Wurmerkrankungen bei frühzeitiger Behandlung gut.

Treten Komplikationen auf, wie beispielsweise ein Magendurchbruch bei Magenwürmern, eine Lungenentzündung bei Lungenwürmern, oder Zwergfadenwürmer bei Fohlen, so verschlechtert sich die Prognose.

Vorbeugen:

Wie kann man Würmern beim Pferd vorbeugen?

Würmern beim Pferd lässt sich durch eine regelmäßige Entwurmung und eine gute Weide- und Stallhygiene vorbeugen. Tierärztinnen und Tierärzte empfehlen eine regelmäßige Entwurmung mit wechselnden Präparaten (Wurmkuren), um das gesamte Spektrum der vorkommenden Würmer abzudecken. Die „Hauptsaison“ für die meisten Würmer ist der Sommer, da sich die Larven in der warmen Jahreszeit am besten entwickeln.

Es gibt einige Hygienemaßnahmen, die empfehlenswert sind, um den Wurmbefall bei Pferden zu minimieren. So ist es ratsam, täglich die Pferdeäpfel aufzusammeln. Entwurmen Sie neue Pferde oder Pferde vor dem Weideaustrieb einige Tage, bevor Sie sie auf die Weide und zu den anderen Pferden bringen.

Es ist außerdem wichtig, die Futter- und Wassertröge der Pferde regelmäßig zu reinigen, um Würmern vorzubeugen. Je weniger Pferde Sie auf einer Fläche halten, desto geringer ist die Gefahr von Infektionen. Streuen Sie Pferdemist zur Düngung nicht auf Weideflächen, da ansonsten die Würmer wieder aufgenommen werden.

dann ist der Tierarzt-besuch ratsam

Muss ein Pferd mit Würmern tierärztlich vorgestellt werden?

Die Symptome von Würmern beim Pferd sind sehr unterschiedlich. Das Pferd kann abmagern, Koliken, Durchfall oder Verstopfung haben und unter Fieber leiden. Aber auch Wunden der Haut und der Augen sowie Symptome einer Lungenerkrankung können auf Würmer zurückzuführen sein. Es ist ratsam, frühzeitig eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu Rate zu ziehen, um die Ursache der Symptome rechtzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2023
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
ESCCAP Deutschland e.V.: Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 8: Empfehlungen zur Behandlung und
Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden, 2019
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Bürger, H.-J. et al.: Veterinärmedizinische Parasitologie. Parey 2006