Tollwut (Rabies, Lyssa) beim Pferd

Tollwut (Rabies, Lyssa) beim Pferd

Pferd auf der Wiese
Tollwut gehört zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Tollwut beim Pferd?

Tollwut beim Pferd, auch Rabies oder Lyssa genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch Viren hervorgerufen wird. Die Tollwut-Viren gelangen zum Beispiel nach einem Biss durch ein infiziertes Tier in den Körper des Pferdes und verbreiten sich über das zentrale Nervensystem.

Die Symptome der Tollwut zeigen sich vor allem durch Nervenausfälle. Erkrankte Pferde verlieren nach und nach die Kontrolle über ihre Muskulatur. Sie werden scheu, gereizt und aggressiv. Zuletzt liegt sich ein Pferd mit Tollwut in der Regel fest und verendet.

Tollwut beim Pferd ist eine sogenannte Zoonose – also eine Erkrankung, die vom Tier auf den Menschen übergehen kann. Deshalb gehört die Tollwut beim Pferd zu den meldepflichtigen Erkrankungen, das heißt sie muss dem Veterinäramt gemeldet werden. Eine Behandlung der Tollwut ist wegen der Ansteckungsgefahr verboten. Mit einer Impfung des Pferdes lässt sich der Tollwut jedoch vorbeugen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Tollwut beim Pferd?

Erreger der Tollwut sind sogenannte Lyssaviren. Ein Pferd kann sich mit diesen Viren anstecken, wenn es von einem infizierten Tier gebissen wird. Sie gelangen über den Speichel in die offene Bisswunde (meist an den Beinen) und von dort in das zentrale Nervensystem des Pferdes.

Zunächst wandern die Tollwut-Viren in Nervenknoten im Wirbelkanal, an denen mehrere Nervenfasern zusammentreffen. Dort vermehren sich die Viren und breiten sich über die Nerven weiter aus, bis sie ins Gehirn des Pferdes gelangen. Dort vermehren sie sich weiter und befallen nach und nach auch anderes Gewebe als Nerven, zum Beispiel die Speicheldrüsen oder die Hornhäute der Augen.

Über den Kot infizierter Tiere gelangen die Lyssaviren auch in den Boden. Dadurch gelangen sie wahrscheinlich auch über das Maul und über die Nase in den Körper des Pferdes. Diese Infektionswege sind aber noch nicht gut untersucht.

Neben Pferden können sich fast alle warmblütigen Tiere und Vögel anstecken. Auch Menschen können sich mit Tollwut infizieren. Deshalb müssen alle Fälle von Tollwut beim Pferd gemeldet werden, um zu vermeiden, dass andere Tiere oder Menschen erkranken.

Symptome:

Wie äußert sich die Tollwut beim Pferd?

Die Symptome der Tollwut treten durchschnittlich 14 bis 60 Tage nach der Infektion mit den Lyssaviren auf. Allgemein verläuft die Tollwut in drei Phasen, die beim Pferd aber nicht so stark ausgeprägt sind wie bei anderen Tierarten.

1. Prodromalstadium (Vorläuferstadium):

In diesem frühen Krankheitsstadium der Tollwut treten nur sehr unspezifische oder sehr unauffällige Symptome auf. Es wird daher bei Pferden auch als stille Wut bezeichnet. Wesensveränderungen, Juckreiz an der Bissstelle und Lecken der Wunde sind mögliche Symptome. Zudem sind die Pferde scheu und gereizt. Sie verhalten sich aggressiv und versuchen zu beißen.

Erkrankte Tiere bilden übermäßig viel Speichel und haben Schwierigkeiten beim Schlucken. Deshalb verweigern sie häufig das Fressen. Zudem sind sie sehr unruhig, was sich zum Beispiel durch das sogenannte Krippenbeißen (Benagen der Futterkrippe) äußert. Tollwut kann durch die Nervenlähmungen zu heiserem Wiehern führen. Außerdem halten betroffene Pferde mitunter den Kopf schief und/oder erblinden. Sie sind orientierungslos und haben Koordinationsschwierigkeiten.

2. Exzitationsstadium (Erregungsstadium):

Im Erregungsstadium sind die Pferde sehr aggressiv. Unwillkürliche Bewegungen und Muskelzittern sind weitere Symptome.

3. Paralysestadium:

In diesem letzten Krankheitsstadium der Tollwut überwiegen die Symptome durch Nervenlähmungen. Die Lyssaviren befallen immer mehr Nerven und führen dazu, dass sie nicht mehr richtig funktionieren. Dadurch kann ein an Tollwut erkranktes Pferd seine Muskulatur nicht mehr kontrollieren und liegt sich fest. Innerhalb von drei bis vier Tagen stirbt es in der Regel.

Diagnose:

Wie wird die Tollwut beim Pferd diagnostiziert?

Es gibt keine Möglichkeit, die Tollwut beim lebenden Pferd sicher zu diagnostizieren, denn dies ist nur durch eine Untersuchung des Gehirns möglich. Tierärztinnen und Tierärzte stellen die Lyssa-Diagnose deshalb, indem sie andere Erkrankungen ausschließen, die ähnliche Symptome hervorrufen.

Dazu gehören zum Beispiel Hufrehe, Tetanus (Wundstarrkrampf) oder Vergiftungen. Ist das Pferd verstorben, untersucht die Tierärztin oder der Tierarzt das Nervengewebe auf Lyssaviren, um die Tollwut beim Pferd sicher nachzuweisen.

Behandlung:

Wie kann die Tollwut beim Pferd behandelt werden?

Es ist nicht erlaubt, Tollwut beim Pferd zu behandeln. Einer Infektion lässt sich jedoch mit einer Impfung vorbeugen. Die Tollwut gehört zu den anzeigepflichtigen Erkrankungen. Sie muss dem Veterinäramt angezeigt werden. Dieses veranlasst die weiteren Maßnahmen.

Prognose:

Wie ist die Prognose bei Tollwut beim Pferd?

Die Prognose der Tollwut beim Pferd ist ungünstig. Praktisch alle erkrankten Tiere versterben innerhalb einer Woche, nachdem die ersten Symptome aufgetreten sind.

Vorbeugen:

Wie kann man der Tollwut beim Pferd vorbeugen?

Der Tollwut lässt sich durch eine Schutzimpfung vorbeugen. Da Deutschland jedoch mittlerweile frei von terrestrischer Tollwut (d.h. Tollwut bei Bodentieren) ist, muss nicht jedes Pferd geimpft werden. Es ist ausreichend, nur gefährdete Tiere zu impfen. Die Impfung ist ab dem sechsten Lebensmonat möglich.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit Tollwut zum Tierarzt?

Besteht der Verdacht auf Tollwut beim Pferd, muss eine Tierärztin oder ein Tierarzt verständigt werden. Diese bzw. dieser zeigt den Verdacht beim zuständige Veterinäramt an, das über die weiteren Maßnahmen entscheidet.

Weiterführende Informationen

Autor: M. Sc. Nadja Graßmeier, Ernährungswissenschaftlerin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022

Quellen:
Ständige Impfkommission Vet. im Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V. (bpt): Leitlinie zur Impfung von Pferden (Abruf: Februar 2022)
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Rolle, M., Mayr, A.: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke, Stuttgart 2007