Räude beim Pferd – wie man sie erkennt

Räude beim Pferd – wie man sie erkennt

Abstrich
Um die Räude beim Pferd zu diagnostizieren, entnimmt die Tierärztin einen Abstrich. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Räude beim Pferd?

Räude ist eine Hauterkrankung, die durch Milben hervorgerufen wird. Die Räude äußert sich durch starken Juckreiz und entzündliche Hautveränderungen.

In Europa tritt die Räude beim Pferd nur noch vereinzelt auf. In einigen Ländern besteht eine Meldepflicht dieser Pferdekrankheit.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Räude beim Pferd?

Die Räude beim Pferd wird durch Räudemilben verursacht. Insgesamt gibt es drei verschiedene Arten:

  • Sarcoptes equi equi (Grabmilbe),
  • Psoroptes equi (Saugmilbe) und
  • Chorioptes equi (schuppenfressende Milbe).

Die Übertragung erfolgt zumeist von Pferd zu Pferd. In manchen Fällen ist aber auch eine Ansteckung durch Gegenstände möglich, die von Räudemilben befallen sind, etwa Putzutensilien, Pferdegeschirr oder Streu.

Räudemilben vermehren sich rasch: Bereits kurz nach der Befruchtung legt das Weibchen bis zu einhundert Eier ab, aus denen sich in den nächsten Wochen erwachsene Milben entwickeln. Die Milben fühlen sich besonders in nasskalter Umgebung wohl. Daher tritt die Räude beim Pferd bevorzugt in den Herbst- und Wintermonaten auf.

Weitere begünstigende Faktoren sind eine schlechte Pflege des Pferdes, Mangelernährung mit Untergewicht, langes und dichtes Haar (insbesondere an den Beinen) sowie bestehende Hautkrankheiten.

Symptome:

Wie sieht Räude bei Pferden aus?

Je nach Erregerart unterscheidet man drei verschiedene Räude-Formen beim Pferd:

Sarkoptesräude: Die Sarkoptesräude beim Pferd beginnt zuerst im Kopfbereich und greift dann auf die Hals-, Schulter- und Sattelgegend über. Häufig breitet sich diese Räudeform auf den gesamten Körper aus – die Beine bleiben dabei ausgespart. Auf der Haut des Pferdes entstehen kleine Knötchen, Bläschen und Krusten, die stark jucken. An einigen Hautstellen bilden sich kleieartige Beläge. Die Erkrankung ist zudem durch einen großflächigen Haarausfall beim Pferd gekennzeichnet. Aufgrund des starken Juckreizes kratzen sich die Pferde verstärkt an den befallenen Hautstellen. Dadurch entstehen offene Wunden, in denen sich zusätzlich Bakterien ansiedeln und zu Entzündungen führen können. Ein Pferd, das sich mit Sarkoptesräude angesteckt hat, magert oftmals deutlich ab. In schweren Fällen verläuft die Erkrankung tödlich. Können Milben vom Pferd auf den Menschen übertragen werden? Die Sarkoptesräude ist auf den Menschen übertragbar und daher in einigen Ländern meldepflichtig. Viele fragen sich: “Wie äußert sich Räude beim Menschen?” Sarkoptesräude führt bei Menschen typischerweise zu juckenden Papeln und Bläschen an der Haut. 

Psoroptesräude: Im Gegensatz zur Sarkoptesräude beginnt die Psoroptesräude beim Pferd nicht am Kopf, sondern an den Haaransätzen von Mähne und Schweif. Von dort kann sie sich auf den gesamten Rumpf und die Innenschenkel des Pferdes ausbreiten. Die Psoroptesräude äußert sich durch örtlich begrenzten Haarausfall, starken Juckreiz, Knötchen, Borken und Hautverdickungen. Die betroffenen Hautstellen sind außerdem sehr trocken und sehen pergamentpapierartig aus.

Chorioptesräude (Fußräude, Mauke): Die Fußräude ist eine Räudeform, die sich auf die Beine begrenzt. Sie entsteht zumeist an den Fesselbeugen des Pferdes, vor allem bei Pferderassen mit langen Fesselbehängen, etwa Kaltblüter. Der starke Juckreiz, den die Chorioptes-Milben auslösen, führt häufig dazu, dass die Pferde permanent mit den Beinen aufstampfen oder versuchen, den Juckreiz durch Anknabbern der betroffenen Hautstellen zu lindern. Bei der Fußräude gibt es drei unterschiedliche Formen:

  • Krustöse Fußräude mit Krusten- und Schorfbildung
  • Nässende Fußräude mit rötlich-nässenden, übelriechenden Hautausschlägen
  • Warzige Fußräude mit warzenartigen Hautveränderungen

Diagnose:

Tierarzt vor dem Mikroskop
Der Tierarzt untersucht den Abstrich unter dem Mikroskop auf Räude. Foto: vetproduction

Wie wird Räude beim Pferd diagnostiziert?

Um die Diagnose einer Räude beim Pferd zu stellen, weisen Tierärztinnen und Tierärzte die Milben mikroskopisch nach.

Hierzu schaben sie zunächst kleine Hautproben an betroffenen Hautstellen ab, zum Beispiel mit einem stumpfen Skalpell. Die entnommene Probe untersuchen sie dann unter dem Mikroskop, um den genauen Milbentyp zu identifizieren.

Behandlung:

Wie kann die Räude beim Pferd behandelt werden?

Gegen die Räude beim Pferd kommen spezielle Medikamente zum Einsatz, sogenannte Antiparasitika. Diese Anti-Parasiten-Mittel enthalten chemische Wirkstoffe, welche die Milben abtöten. Sie können entweder als Paste ins Maul (systemische Therapie), als lokale Salbe zum Auftragen oder als Ganzkörper-Spray beziehungsweise Ganzkörper-Waschung angewandt werden. Bei Pferden mit langem Beinbehang empfiehlt es sich zudem, die Haare kurz zu scheren.

Grundsätzlich gilt: Es muss immer der gesamte Pferdebestand behandelt werden, damit sich die Tiere nicht wieder gegenseitig anstecken. Gegebenenfalls ist auch eine Nachbehandlung der Pferde notwendig, wenn sich bei der Kontrolluntersuchung noch Räudemilben nachweisen lassen.

Darüber hinaus ist eine gründliche Desinfektion von Stall, Putzzeug, Sattelzeug und Geschirr erforderlich. In besonders hartnäckigen Fällen ist es ratsam, den Stall für einige Tage leer stehen zu lassen und die Desinfektion noch einmal zu wiederholen, bis alle Räudemilben restlos beseitigt sind.

Prognose:

Wie lange dauert es, bis Milben beim Pferd weg sind?

Die Dauer der Erkrankung hängt von der jeweiligen Milbenart und der Schwere des Befalls ab. Bei einem schweren Befall kann die Behandlung langwieriger sein, insbesondere auch, wenn sich viele Milbeneier in der Umgebung des Pferdes befinden. Die Räude beim Pferd hat in der Regel eine günstige Prognose. Das trifft vor allem auf die Psoroptesräude und Chorioptesräude zu.

Die Sarkoptesräude hingegen ist recht aggressiv und schwierig zu behandeln. Besonders für ältere und/oder kranke Pferde kann diese Räudeform daher auch lebensbedrohlich sein.

Der Verlauf der Erkrankung lässt sich durch artgerechte Haltung und ausgewogene Ernährung günstig beeinflussen. Eine nass-kalte Umgebung sowie eine Mangelernährung begünstigen hingegen die Infektion mit Räudemilben.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Räude beim Pferd vorbeugen?

Es gibt einige Vorsichtsmaßnahmen, um einer Räude beim Pferd vorzubeugen:

  • Pflegen Sie lange Beinbehänge des Pferdes regelmäßig und scheren Sie sie bei wiederkehrendem Befall kurz.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Versorgung des Pferdes mit Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen.
  • Gleichen Sie eine Mangelernährung des Pferdes aus, etwa durch eine Futterumstellung oder das Zufüttern von speziellen Vitaminpräparaten.
  • Testen Sie Neuzugänge im Stall vorbeugend auf Räudemilben.
  • Optimieren Sie die Haltungsbedingungen Ihres Pferdes bzw. Ihrer Pferde, zum Beispiel indem Sie nass-kalte Stallungen vermeiden.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit Räude zum Tierarzt?

Ein Pferd mit Räude sollte bereits bei den ersten Anzeichen der Erkrankung tierärztlich behandelt werden. Je früher die Therapie einsetzt, desto weniger breiten sich die Räudemilben auf der Haut aus.

Zudem senkt eine frühzeitige Behandlung das Risiko, dass sich auch andere Pferde des Bestands mit den Parasiten anstecken.

Weiterführende Informationen

Autor: Miriam Lossau, Biologin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Sloet, M.: Hauterkrankungen bei Pferden: Vetpraxis Spezial. Schlütersche 2008
Bürger, H.-J. et al.: Veterinärmedizinische Parasitologie. Parey 2006