Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd – Was tun?

Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd – Was tun?

Pferdehufe
Bei der Pododermatitis ist die Lederhaut des Pferdes entzündet und schmerzhaft. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd?

Bei einer Huflederhaut-Entzündung (medizinisch: Pododermatitis) ist die Lederhaut entzündet und schmerzt – das Pferd lahmt. Die Huflederhaut ist ein Teil des Pferdehufs. Sie verbindet die äußere sichtbare Hufkapsel aus Horn mit dem Hufbein.

Die Huflederhaut bildet an ihrer Oberfläche das Horn für die Hufkapsel. Sie enthält viele Nerven und ist sehr empfindlich, daher hat das Pferd bei einer Pododermatitis Schmerzen. Es versucht, das Bein zu entlasten und zeigt eine sogenannte Stützbein-Lahmheit: Das Pferd schont das Bein in der Phase des Auftretens.

Bei der Huflederhaut-Entzündung ist der Huf oft warm. Bei hellem Hufhorn sind manchmal Blutergüsse sichtbar (rötliche, bräunliche, grün-gelbliche Verfärbung der Schichten unter dem Horn), die als Steingallen bezeichnet werden. Bei dunklen Hufen ist dies schwierig zu erkennen, ohne das Horn einzuschneiden.

Tierärztinnen und Tierärzte unterscheiden eine septische und eine aseptische Huflederhaut-Entzündung beim Pferd. Bei der septischen Pododermatitis verursachen Bakterien die Huflederhaut-Entzündung. Meist geschieht dies durch Verletzungen, beispielsweise wenn sich das Pferd einen Nagel eintritt. Die Verletzungen sind manchmal so tief, dass sich Eiter ansammelt und sich Hufabszesse (Pododermatitis purulenta) beim Pferd  bilden.

Durch stumpfe Verletzungen kann es zu aseptischen Huflederhaut-Entzündungen kommen. Sie werden nicht durch Bakterien ausgelöst, sondern beispielsweise, wenn das Pferd gegen Wände schlägt oder auf unebenen, steinigen Boden gestoßen ist.

Eine Sonderform der Huflederhaut-Entzündung ist die Saumlederhaut-Entzündung. Hier ist nur die Lederhaut direkt am Hufsaum von der Entzündung betroffen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd?

Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Huflederhaut-Entzündung beim Pferd führen. So können Fehlstellungen der Beine und Hufe bestimmte Anteile des Hufs überlasten. Auch ein fehlerhafter Beschlag, zu starkes Ausschneiden der Sohle, fehlerhaftes Lockern der Nägel oder Nageldruck sind mögliche Ursachen einer Pododermatitis. Quetschungen des Hufs oder Schlagen des Pferdes gegen Boxenwände und Ähnliches sind weitere Ursachen für eine Huflederhaut-Entzündung beim Pferd.

Hat das Pferd eine Hufrehe, ist oftmals auch die Lederhaut entzündet. Eine besondere Form der Huflederhaut-Entzündung ist die Saumlederhaut-Entzündung – hier ist nur die Lederhaut am Hufsaum betroffen. Diese kann sich durch schlechte Huf- und Hornpflege entzünden oder durch das Auftragen ungeeigneter Huffette. Eitrige Lederhaut-Entzündungen entstehen durch Verletzungen und eine Infektion mit Bakterien, beispielsweise durch das Eintreten von Nägeln oder Verletzungen mit Stacheldraht.

Symptome:

Wie äußert sich eine Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd?

Bei einer Huflederhaut-Entzündung entlastet das Pferd das betroffene Bein. Dies fällt vor allem in der Phase des Auftretens auf – Tierärztinnen und Tierärzte sprechen von einer Stützbein-Lahmheit. Die Mittelfuß-Arterie des Pferdes pulsiert stärker als normal und der Huf fühlt sich warm an. Schwellungen am Huf selbst treten nicht auf, aber die Fessel oder die Fesselbeuge ist häufig geschwollen.

Leidet das Pferd unter einer septischen Huflederhaut-Entzündung, findet sich oftmals Eiter – es bildet sich ein sogenannter Hufabszess. Die Pferde sind durch diesen Abszess stark beeinträchtigt. Sie haben Fieber und sind ruhiger als gewöhnlich. Auf eine Untersuchung mit der Hufzange reagiert das Pferd mit deutlichen Anzeichen für Schmerzen.

Die Saumlederhaut-Entzündung ist eine Sonderform der Huflederhaut-Entzündung, da nur die Lederhaut am Hufsaum betroffen ist. Die Haare am Kronrand sind gesträubt und das Horn selbst ist bröckelig und spröde. Oftmals sieht die Hufoberfläche an den betroffenen Stellen borkig aus.

Diagnose:

Wie erkennt man eine Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd?

Um eine Huflederhaut-Entzündung beim Pferd zu diagnostizieren, untersuchen Tierärztinnen und Tierärzte den Huf zunächst gründlich. Mit einer Hufzange prüfen sie, welche Stellen besonders empfindlich und schmerzhaft sind.

Oftmals ist es nicht direkt ersichtlich, ob die Pododermatitis eitrig oder auf eine Entzündung ohne Bakterien zurückzuführen ist. Verdächtige Stellen werden manchmal vorsichtig angeschnitten, um nach Eiterherden zu suchen. Oftmals ist es notwendig, auch die Hufeisen zu überprüfen.

Zur Diagnose einer Huflederhaut-Entzündung fühlt die Tierärztin oder der Tierarzt, ob die Mittelfuß-Arterie stärker pulsiert als normal. Eine sogenannte Steingalle – Verfärbungen unter dem Horn durch Blutergüsse – lässt sich durch vorsichtige Schnitte in den Huf erkennen. Bei hellem Huf sieht man sie oftmals auch ohne weitere Untersuchung.

Um Knochenbrüche beim Pferd auszuschließen, ist eine Röntgen-Untersuchung sinnvoll. Eine Saumlederhaut-Entzündung lässt sich meist direkt durch das typische Aussehen der veränderten Hornstellen am Hufsaum erkennen.

Behandlung:

Was kann ich gegen eine Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd tun?

Besteht der Verdacht, dass das Pferd eine Huflederhaut-Entzündung hat, sollte man das Pferd tierärztlich untersuchen lassen.

Die Behandlung einer Pododermatitis beim Pferd richtet sich nach der Art und Schwere der Entzündung:

  • Ist die Huflederhaut-Entzündung ohne eine Infektion mit Bakterien entstanden, beispielsweise durch das Anschlagen an der Boxentür, ist es ratsam, den Huf am Tag der Verletzung zu kühlen. Anschließend wird mit feuchter Wärme behandelt und ein Anguss-Verband angelegt.
  • Hat das Pferd Blutergüsse in der Huflederhaut (Steingallen), passt die Tierärztin oder der Tierarzt die Belastung durch die Hufbeschneidung so an, dass die Stellen geschont werden. Manchmal sind auch orthopädische Beschläge notwendig.
  • Hat das Pferd eine eitrige Huflederhaut-Entzündung, eröffnen Tierärztinnen und Tierärzte vorsichtig die betroffene Stelle und lassen den Eiter ausfließen. Sie schneiden den gesamten Eiterherd heraus, häufig verschafft dies dem Pferd bereits Erleichterung. Manchmal legen sie dem Pferd einige Tage Anguss-Verbände an, um den Abszess reifen zu lassen. Das Pferd erhält zusätzlich Antibiotika, Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente. Um die Huflederhaut zu schützen, bekommt es einen gut gepolsterten Verband.
  • Eine Saumlederhaut-Entzündung wird mit Vitamin A und Biotin behandelt. Die borkigen Stellen werden nach Seifenbädern entfernt. Das Pferd bekommt zudem Salben für den Hufsaum.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) beim Pferd?

Die Heilung einer Huflederhaut-Entzündung kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Die Prognose hängt von dem Ausmaß und der Art der Entzündung ab. Kleine entzündete Stellen, die nicht eitrig sind, heilen in der Regel gut ab. Auch klar abgegrenzte, kleine Hufabszesse lassen sich meist gut behandeln.

Die Prognose der Pododermatitis ist schlechter, wenn tiefere Strukturen des Hufs betroffen sind, beispielsweise das Hufbein oder die tiefe Beugesehne. Auch wenn ein Abszess schon länger besteht, ist die Prognose für eine schnelle und komplette Heilung schlechter.

Weitere Komplikationen, wie Fäulnisbakterien oder abgestorbenes Gewebe am Huf (Nekrosen), verschlechtern die Prognose. Eine frühzeitige und intensive tierärztliche Behandlung der Huflederhaut-Entzündung ist ratsam.

Wann wieder reiten nach einer Huflederhaut-Entzündung?

Wann man ein Pferd nach einer Huflederhaut-Entzündung wieder reiten darf, lässt sich nicht pauschal beantworten. Bei unkomplizierten Verläufen kann es nach zehn Tagen wieder möglich sein, das Pferd zu belasten. Bei schwerwiegenderen Entzündungen, benötigt das Pferd mitunter auch längere Zeit Schonung.

 

Vorbeugen:

Wie kann man einer Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) vorbeugen?

Die beste Möglichkeit, einer Huflederhaut-Entzündung vorzubeugen, ist eine gute Pflege der Hufe und ein professioneller, guter Hufbeschlag, der auch notwendige Fehlstellungen der Gliedmaßen und Hufe korrigiert. Die Sohle des Hufs sollte glatt sein und regelmäßig fachgerecht ausgeschnitten werden – zu starkes Ausschneiden ist ebenfalls zu vermeiden.

Auch eine saubere Einstreu ist wichtig, um die Hufe des Pferdes gesund zu halten. Bei unregelmäßigem Ausmisten bildet sich mehr Ammoniak, der das Hufhorn schädigt. Es ist ratsam, keine ungeeigneten Huffette zu verwenden: Gesalzene, gefärbte und ranzige Fette sind ebenso zu vermeiden wie Huffette mit Säure oder gar Wagenschmiere.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit Huflederhaut-Entzündung (Pododermatitis) in die Tierarzt-Praxis?

Ein Pferd mit einer Huflederhaut-Entzündung hat Schmerzen und lahmt. Es ist ratsam, das Pferd schnellstmöglich tierärztlich vorzustellen, um die Ursache abklären und das Pferd behandeln zu lassen.

Die Prognose einer Huflederhaut-Entzündung ist besser, je früher sie behandelt wird. Brechen Abszesse durch oder betrifft die Entzündung tiefere Abschnitte des Horns, kann die Heilung verlängert oder gar unmöglich werden.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Mülling, Chr. et al.: Atlas der Anatomie des Pferdes. Schlütersche 2013

Stashak, T.: Adam´s Lahmheiten der Pferde. M. & H. Schaper, Hannover 2008