Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd

Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd

Pferd auf der Wiese
Im Gegensatz zu diesem gesunden Pferd kann ein Pferd mit Cauda-Equina-Syndrom seinen Schweif nicht mehr richtig bewegen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist ein Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd?

Das Cauda-Equina-Syndrom ist eine Erkrankung der Nerven im hinteren Rückenabschnitt des Pferdes. Im Rücken gehen, auf der Höhe des Kreuzbeins, aus dem Rückenmark Nerven hervor. Sie versorgen die Blase, den Schweif, den Darm und die Muskulatur der Hinterbeine. Da sie so aussehen wie ein Pferdeschweif, bezeichnen Tiermediziner sie als „Cauda equina“ (lateinisch für Pferdeschwanz).

Kommt es zu einer Erkrankung dieser Nerven, also zum Cauda-Equina-Syndrom, so kann das Pferd seinen Schweif nicht mehr richtig bewegen und verliert die Kontrolle über seine Blase und seinen Anus (Sphinkter-Lähmung). Das Pferd hat einen schlaff hängenden Schweif und verliert Kot und Urin. Es hat auch Probleme, Darm und Blase gänzlich zu entleeren.

Ursachen:

Was sind die Ursachen eines Cauda-Equina-Syndroms beim Pferd?

Die Ursachen eines Cauda-Equina-Syndroms beim Pferd sind bislang nicht geklärt. Verletzungen, Brüche und Entzündungen können die Nerven schädigen. Dies kann durch Stürze, Anschlagen des Kreuzbeins oder Überschlagen geschehen. Auch Parasiten-Larven, die durch den Pferdekörper wandern, werden als möglicher Auslöser des Cauda-Equina-Syndroms diskutiert.

Expertinnen und Experten vermuten auch, dass Herpes-Viren an einem Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd beteiligt sind. Diese Viren ließen sich bei einigen erkrankten Pferden nachweisen. Das Herpes-Virus kommt jedoch verhältnismäßig häufig vor, während ein Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd nicht so oft auftritt. Weitere noch nicht geklärte Faktoren müssen daher ursächlich am Cauda-Equina-Syndrom beteiligt sein.

Symptome:

Wie äußert sich ein Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd?

Die Symptome eines Cauda-Equina-Syndroms beim Pferd sind zum Beginn der Erkrankung recht unauffällig. Zunächst bewegt das Pferd den Schweif weniger. Manchmal ist auch auffällig, dass der Schweif mehr zu einer Seite hängt. Später ist der Schweif ganz gelähmt und hängt herab („Hammelschwanz“).

Ein Pferd mit einem Cauda-Equina-Syndrom verliert die Kontrolle über seine Blase und seinen Darm. Der Anus ist oftmals geöffnet und es fällt unwillentlich Kot ab, wenn es sich bewegt. Auch verliert das Pferd Urin – dies ist besonders bei Stuten auffällig, da der Urin aus der Vagina „schwappt“. Die Muskeln der Kruppe bilden sich zurück und das Pferd hat Probleme bei der Bewegung – es zeigt eine Nachhand-Schwäche und knickt zum Teil ein.

Diagnose:

Wie wird ein Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd diagnostiziert?

Eine Tierärztin oder ein Tierarzt kann den Verdacht auf ein Cauda-Equina-Syndrom durch eine ausführliche Untersuchung stellen. Zunächst sind ein paar Fragen wichtig, zum Beispiel nach möglichen Verletzungen durch einen Transport oder Überschlag.

Anschließend wird das Pferd gründlich untersucht. Bei der rektalen Untersuchung führt der Tierarzt seinen Arm in den Anus des Pferdes ein, um die unteren Darmabschnitte zu beurteilen. Hierbei lässt sich auch die Blase ertasten, die nicht mehr den normalen „Blasentonus“ aufweist.

Beim Druck auf die Blase kann der Tierarzt bei einem Pferd mit Cauda-Equina-Syndrom häufig Urin ablassen. Der Anus des Pferdes ist geöffnet und schließt sich nicht mehr vollständig. Oftmals prüft der Tierarzt außerdem die Empfindlichkeit (Sensibilität) der Haut des Pferdes: Hierfür berührt er verschiedene Hautabschnitte und stellt fest, ob das Pferd diese Berührung normal empfinden kann.

Bei einem Cauda-Equina-Syndrom sind zudem Blutuntersuchungen und Röntgen-Untersuchungen sinnvoll, um andere Ursachen für die Lähmungserscheinungen auszuschließen.

Behandlung:

Wie kann ein Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd behandelt werden?

Es gibt keine spezielle Therapie gegen das Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd. Tierärztinnen und Tierärzte behandeln nur die auftretenden Symptome (z.B. Physiotherapie gegen die Lähmungen). Manchmal verabreichen sie den Pferden Kortison, ein entzündungshemmendes Medikament. Eine Heilung des Cauda-Equina-Syndroms ist bislang nicht möglich.

Prognose:

Wie ist die Prognose eines Cauda-Equina-Syndroms beim Pferd?

Die Prognose eines Cauda-Equina-Syndroms beim Pferd ist ungünstig. Eine Therapie, die zur Heilung führt, ist bislang nicht bekannt.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd vorbeugen?

Die genauen Ursachen des Cauda-Equina-Syndroms beim Pferd sind noch nicht geklärt, somit lässt sich der Erkrankung nur bedingt vorbeugen.

Verletzungen der Nerven im hinteren Rückenabschnitt können zu Symptomen eines Cauda-Equina-Syndroms führen – daher können Sie beispielsweise beim Transport des Pferdes versuchen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, damit das Verletzungsrisiko für die Pferde so gering wie möglich ist.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit Cauda-Equina-Syndrom zum Tierarzt?

Ein Pferd mit Symptomen eines Cauda-Equina-Syndroms zeigt schwere Symptome: Der Schweif ist gelähmt, das Pferd nicht mehr gezielt Urin und Kot absetzen, die Muskeln der Hinterhand bilden sich zurück. Es ist wichtig, Pferde mit diesen Symptomen einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen, um die Ursache abzuklären und das Pferd entsprechend der diagnostizierten Krankheit zu behandeln.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Moritz, A.: Klinische Labordiagnostik in der Tiermedizin. Schattauer 2013

Wintzer, H.-J.: Krankheiten des Pferdes: Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Parey, Berlin 1999