Postpartale Hypokalzämie beim Kaninchen (Hypokalzämie der Häsinnen)

Postpartale Hypokalzämie beim Kaninchen (Hypokalzämie der Häsinnen)

Bei der postpartalen Hypokalzämie handelt es sich um einen Mangel an Kalzium um den Zeitpunkt der Geburt herum.
Kaninchen
Ein Mangel an Kalzium um den Zeitpunkt der Geburt herum führt zur postpartalen Hypokalzämie. Foto: Pixabay.com

Definition:

Was ist eine postpartale Hypokalzämie beim Kaninchen?

Bei der postpartalen Hypokalzämie beim Kaninchen handelt es sich um einen Mangel an Kalzium um den Zeitpunkt der Geburt herum. Die Unterversorgung mit Kalzium ist in diesem Fall eine Begleiterscheinung der Trächtigkeit und der sich an die Geburt anschließenden Phase der Milchbildung (Laktation).

Vor allem die Erzeugung der Milch hat bei der Häsin in der Hochphase des Säugens (2.-3. Woche nach der Geburt) starken Einfluss auf den Kalzium-Gehalt in ihrem Blut. Besonders betroffen von der postpartalen Hypokalzämie sind große, gut genährte Häsinnen sowie Muttertiere mit starken Würfen. Wird das Kaninchen nicht tierärztlich behandelt, kann es rasch an der postpartalen Hypokalzämie versterben.

Ursachen:

Was sind die Ursachen der postpartalen Hypokalzämie beim Kaninchen?

Die Ursachen der postpartalen Hypokalzämie sind darin begründet, dass die Häsin während der Trächtigkeit und kurz nach der Geburt einen erhöhten Kalzium-Bedarf hat. Der Kalzium-Mangel liegt in den häufigsten Fällen daran, dass die Kaninchen generell unzureichend mit Kalzium über das Futter versorgt wurden.

Besonders eine Fehlfütterung mit kalziumarmer Nahrung ist eine Ursache der postpartalen Hypokalzämie beim Kaninchen. Frischfutter wie Salat, Gurken und Tomaten, aber auch Möhren, Äpfel und Birnen enthalten nicht genügend Kalzium, um den Bedarf der Häsin im Zeitraum um die Geburt herum zu decken. Hinzu kommt die ausgeprägte Neigung einzelner Tiere, kalziumhaltige Bestandteile von Mischfutter strikt zu verweigern.

Symptome:

Wie äußert sich eine postpartale Hypokalzämie beim Kaninchen?

Typisches Symptom der postpartalen Hypokalzämie ist, dass es den Kaninchen um den Zeitpunkt der Geburt herum sehr schlecht geht, was auf den Kalzium-Mangel zurückzuführen ist. Betroffene Tiere erscheinen teilnahmslos und weniger lebhaft.

Ihre Augen- und Kopfbewegungen sind deutlich vermindert oder erscheinen verzögert. Die Kaninchen reagieren nicht mehr auf äußere Reize. Auch hören viele Kaninchen mit postpartaler Hypokalzämie auf zu essen.

Schreitet die postpartale Hypokalzämie fort, können zudem Symptome wie Muskelzittern, schwankende Bewegungen sowie eine ausgeprägte Schwäche in den Hinterläufen auftreten. Auch langanhaltende Muskelkrämpfe oder starke Zuckungen in der Muskulatur und in den Gliedmaßen werden im späten Stadium des Kalzium-Mangels der Häsin beobachtet.

Diagnose:

Wie wird eine postpartale Hypokalzämie beim Kaninchen diagnostiziert?

Die Diagnose der postpartalen Hypokalzämie stellt eine Tierärztin oder ein Tierarzt anhand der Beschwerden. Treten die Symptome zeitlich übereinstimmend mit einer Trächtigkeit der Häsin bzw. mit der Phase einer Laktation auf, lässt sich die Diagnose der postpartalen Hypokalzämie annähernd eindeutig stellen.

Um die Diagnose abzusichern, untersucht die Tierärztin bzw. der Tierarzt den Kalzium-Gehalt des Kaninchens im Blut.

Behandlung:

Wie wird die postpartale Hypokalzämie beim Kaninchen behandelt? 

Zur Behandlung der postpartalen Hypokalzämie verabreicht die Tierärztin oder der Tierarzt dem Kaninchen umgehend Kalzium. Je nachdem, wie es dem Tier geht, erhält es Kalzium in flüssiger Form entweder in eine Vene (intravenös) oder unter die Haut gespritzt. Zusätzlich können Sie Kalzium-Brausetabletten im Trinkwasser auflösen und Ihrem Kaninchen geben.

Im weiteren Verlauf der Behandlung der postpartalen Hypokalzämie ist es wichtig, die Fütterung dem gesteigerten Kalzium-Bedarf der Häsin um die Geburt herum anzupassen. Dazu eignen sich vor allem Frischfuttermittel wie Möhrengrün, Petersilie, Löwenzahn, Brokkoli oder Kohlrabi-Blätter. Auch Produkte auf Luzerne-Basis, zum Beispiel sogenannte Grünrollis, eignen sich zur Fütterung von Kaninchen mit postpartaler Hypokalzämie.

Prognose:

Wie ist die Prognose der postpartalen Hypokalzämie beim Kaninchen?

Die Prognose der postpartalen Hypokalzämie ist gut, wenn die Symptome frühzeitig erkannt und behandelt werden. Das Kaninchen hat gute Chancen, komplett zu genesen, wenn es umgehend Kalzium erhält.

Tiere, denen es sehr schlecht geht, die keinerlei Reaktion auf äußere Reize mehr zeigen und unter starken Krampfanfällen leiden, haben jedoch nur geringe bis gar keine Chance zu überleben bzw. versterben rasch.

Vorbeugen:

Wie kann man einer postpartalen Hypokalzämie beim Kaninchen vorbeugen?

Einer postpartalen Hypokalzämie lässt sich vorbeugen, indem das Kaninchen bereits zu Beginn der Trächtigkeit ausreichend Kalzium erhält.

Verfüttern Sie dem trächtigen Kaninchen kalziumreiche Frischfuttermittel wie Möhrengrün, Löwenzahn, Kohlrabi-Blätter, Brokkoli, Dill und Petersilie sowie Futtermittel auf Luzerne-Basis. Sinnvoll ist auch, Kalzium-Brausetabletten über das Trinkwasser zu verabreichen.

Vermeiden Sie zudem, dass das Kaninchen zu dick wird, da es hierdurch potenziell anfälliger für eine postpartale Hypokalzämie ist.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit einer postpartalen Hypokalzämie zum Tierarzt?

Wird eine Häsin um eine Geburt herum mit den typischen Symptomen einer postpartalen Hypokalzämie auffällig, bringen Sie sie umgehend zu einer Tierärztin oder einem Tierarzt. Nur so besteht die Möglichkeit, einem bedrohlichen Kalzium-Mangel entgegenzuwirken.

Es ist wichtig zu vermeiden, dass sich der Zustand des Kaninchens weiter verschlechtert und zu gewährleisten, dass das Muttertier und ihr Wurf überleben.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Philipp A. Zimmermann
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Erwingmann A.: Leitsymptome beim Kaninchen– Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Enke, Stuttgart 2016

Gabrisch K. et al.: Krankheiten der Kleintiere. Schlütersche, Hannover 2008
Wiesner E. et al.: Lexikon der Veterinärmedizin. Enke, Stuttgart 2000