Kaninchensyphilis (Spirochätose) – Was tun?

Kaninchensyphilis (Spirochätose) – Was tun?

Kaninchen beim Tierarzt
Beim Verdacht auf Kaninchensyphilis (Spirochätose) wird das Kaninchen gründlich untersucht. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Kaninchensyphilis (Spirochätose)?

Die Syphilis ist eine bekannte Erkrankung bei Menschen. Manchmal interessieren sich Tierhalterinnen und Tierhalter daher für die Frage: “Können Tiere Syphilis bekommen?” Bei Kaninchen kann eine Erkrankung auftreten, die durch Bakterien der Gattung Treponema cuniculi ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um die Kaninchensyphilis (Spirochätose), eine bakterielle Infektion der Schleimhäute des Kaninchens. 

Ist Kaninchensyphilis ansteckend? Die Kaninchensyphilis ist stark ansteckend. Sie macht sich durch Entzündungen an den Schleimhäuten bemerkbar, in der Regel zunächst in der Genitalregion. Im weiteren Verlauf bilden sich Geschwüre und Krusten an der Schnauze und an anderen Schleimhäuten.

Die Übertragung erfolgt meist während des Deckens. Aber auch durch andere Schleimhaut-Kontakte kann ein Kaninchen sich bei einem anderen mit Kaninchensyphilis anstecken.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für eine Kaninchensyphilis?

Die Kaninchensyphilis wird durch Bakterien der Gattung Treponema cuniculi ausgelöst. Diese Bakterienart gehört zur Ordnung der Spirochäten und ist verwandt mit der Gattung Treponema pallidum, welche die Syphilis beim Menschen verursacht. Der Erreger der Kaninchensyphilis ist allerdings wirtsspezifisch – das bedeutet, er kann ausschließlich Kaninchen infizieren, keine anderen Tiere oder Menschen.

In den meisten Fällen überträgt sich die Kaninchensyphilis während des Deckens von einem Kaninchen auf das andere. Ebenso kann die Erkrankung durch andere Schleimhaut-Kontakte übertragen werden, zum Beispiel durch Belecken.

Aus diesem Grund können beispielsweise noch nicht geschlechtsreife Jungtiere an Kaninchensyphilis erkranken, deren Mütter mit Treponema cuniculi infiziert sind. So ist es möglich, dass sich die Spirochätose schnell und unbemerkt in einem Zuchtbestand ausbreitet.

Symptome:

Wie äußert sich die Kaninchensyphilis?

Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit) beträgt bei der Kaninchensyphilis einige Wochen bis mehrere Monate. Ein Kaninchen mit Kaninchensyphilis verliert zunächst Haare im Bereich der Genitalien und des Afters. Die darunter liegenden Hautstellen sind sichtbar entzündlich gerötet.

In der Folge schwillt der betroffene Bereich an und sondert ein schleimiges Sekret ab. Zudem können sich Bläschen, geschwürartige Hautveränderungen und Krusten bilden. Diese nehmen zum Teil sehr ausgeprägte, auffällige Formen an.

Durch Belecken der infizierten Stelle breitet sich die Kaninchensyphilis häufig auch auf den Bereich der Raphe (Hasenscharte) aus, ebenso können die Lippen, die Kopfhaut oder die Augenlider betroffen sein. Besonders bei Zwergkaninchen kommt es auch im Kopfbereich zu Haarausfall, Rötungen und krustigen Hautwucherungen.

Entzünden sich diese Hautpartien mit weiteren Bakterien (z.B. Staphylokokken), spricht man von einer sekundären Infektion oder einer Superinfektion. In diesem Fall entsteht ein starker Juckreiz. Unbehandelt kann sich hieraus im Extremfall eine Blutvergiftung entwickeln.

Diagnose:

Wie wird eine Kaninchensyphilis diagnostiziert?

Zur Diagnose der Kaninchensyphilis stellt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst ein paar Fragen zu den beobachteten Symptomen, also vor allem nach Haarausfall, Rötungen und Krusten an den charakteristischen Stellen. Auch die Haltungsbedingungen des Kaninchens, eventuelle Vorerkrankungen und Informationen über seinen Einsatz in der Zucht sind wichtige Informationen, um eine Spirochätose diagnostizieren zu können.

Anschließend wird das Kaninchen gründlich untersucht. Das typische Krankheitsbild mit Entzündungsherden und Krusten im Genital- und Afterbereich sowie gegebenenfalls im Gesicht des Kaninchens lenken den Verdacht schnell auf eine Kaninchensyphilis. Oft ist das Erscheinungsbild so typisch, dass keine weiteren Untersuchungen notwendig sind.

Der Erreger selbst lässt sich nur mit einer speziellen lichtmikroskopischen Diagnosetechnik, der Dunkelfeldmikroskopie, nachweisen. Die Dunkelfeldmikroskopie wird von einzelnen tiermedizinischen Laboren durchgeführt, ist in der Praxis aber oft nicht notwendig zur Diagnose der Kaninchensyphilis.

Therapie:

Was tun bei Kaninchensyphilis?

Zur Therapie der Kaninchensyphilis verschreibt die Tierärztin oder der Tierarzt Antibiotika. Sie wirken direkt gegen die Bakterien (Treponema cuniculi). Besonders wirksam gegen die Kaninchensyphilis sind Penicillin-Präparate.

Wie lange erhält das Kaninchen Antibiotikum? Das Kaninchen bekommt in der Regel für drei bis sechs Tage einmal täglich eine Spritze.

Zusätzlich erhält das Kaninchen oft Probiotika, denn durch die Penicillin-Gabe gerät seine natürliche Darmflora leicht aus dem Gleichgewicht. Ergänzend verschreibt die Tierärztin oder der Tierarzt manchmal antibakterielle Salben, die Sie direkt auf die betroffenen Stellen Ihres Kaninchens auftragen.

Ein Kaninchen mit Spirochätose sollte während der Zeit der Behandlung von den anderen Tieren im Stall getrennt werden. Eventuell müssen die anderen Kaninchen auch mit behandelt werden. Sind die Symptome bei allen betroffenen Tieren abgeklungen, ist es sinnvoll, den gesamten Stall noch einmal zu desinfizieren.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Kaninchensyphilis vorbeugen?

Zur Vorbeugung der Kaninchensyphilis empfiehlt es sich, nicht mit erkrankten Tieren zu züchten. Dies gilt auch für Kaninchen mit einer ausgeheilten Spirochätose: Es ist nicht auszuschließen, dass trotzdem einige Bakterien im Körper des Kaninchens verbleiben und es die Erkrankung an seine Deckpartner oder Nachkommen überträgt.

Außerdem ist es sinnvoll, als Kaninchenzüchter neue Tiere im Bestand vor ihrem Zuchteinsatz gründlich tierärztlich untersuchen zu lassen, um die Kaninchensyphilis und andere ansteckende Erkrankungen auszuschließen.

Prognose:

Wie ist die Prognose bei Kaninchensyphilis?

Wenn ein Kaninchen mit Spirochätose rechtzeitig vom Tierarzt behandelt wird, ist die Prognose normalerweise gut. Die Kaninchensyphilis spricht meist rasch auf Penicilline an, sodass sich die Symptome binnen ein bis zwei Wochen deutlich zurückbilden.

Ein Problem ist, dass der Darm von Kaninchen auf die Antibiotika oft sensibel reagiert: Auch “gute” Darmbakterien werden abgetötet, sodass es zu einem Ungleichgewicht in der Darmflora kommt. Dies erleichtert zum Beispiel eine Koli- und Clostridien-Infektion beim Kaninchen. Deswegen ist es wichtig, während und nach der Therapie auf Symptome wie Blähungen, Trommelsucht und Durchfall zu achten.

In vielen Fällen können gehen die Symptome der Kaninchensyphilis zwar zurück, es verbleiben allerdings einige Erreger im Körper. Das bedeutet, dass die Spirochätose wieder ausbrechen kann, wenn das Immunsystem des Tieres (z.B. durch Stress, andere Erkrankungen oder Haltungsfehler) geschwächt ist.

Einige Kaninchen zeigen einen chronischen Verlauf der Kaninchensyphilis, bei dem die Symptome gelegentlich auftreten und wieder abklingen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Kaninchensyphilis zum Tierarzt?

Wenn eines Ihrer Kaninchen Anzeichen einer Kaninchensyphilis aufweist, sollten Sie auf jeden Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufsuchen. Die Spirochätose kann unbehandelt einen sehr qualvollen Verlauf nehmen und überträgt sich schnell durch Schleimhaut-Kontakte auf andere Kaninchen in der Umgebung. Dazu muss kein Deckakt stattfinden – es reicht, wenn sich die Tiere gegenseitig putzen.

Weiterführende Informationen

 Autor: Torben Riener, Christina Trappe
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022

Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Enke Verlag, Stuttgart 2016

Mayr, A.: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke Verlag, Stuttgart 2015
Gabrisch, K., Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche Verlag, Hannover 2014

Oglesbee, B.: Blackwell’s Five-Minute Veterinary Consult: Small Mammal. Wiley-Blackwell Verlag, Hoboken 2011