Kaninchen: Welche Probleme gibt es bei Trächtigkeit und Geburt?

Kaninchen: Welche Probleme gibt es bei Trächtigkeit und Geburt?

Es gibt verschiedene Krankheiten, die während Trächtigkeit und Geburt auftreten. Häufig sind die Kaninchen zu jung, zu alt oder gestresst.
Kaninchen
Es gibt verschiedene Kaninchenkrankheiten, die während der Trächtigkeit und bei der Geburt auftreten. Foto: vetproduction

Definition:

Welche Krankheiten kommen während der Trächtigkeit und/oder nach der Geburt vor?

Es gibt verschiedene Kaninchenkrankheiten, die während der Trächtigkeit und bei der Geburt auftreten. Meist verlaufen Trächtigkeit und Geburt beim Kaninchen problemlos, aber manchmal treten Geburtsstörungen auf. Dafür gibt es verschiedene Ursachen.

So sind Geburtsstörungen unter anderem häufiger, wenn das Kaninchen für eine Trächtigkeit zu jung, zu alt oder gestresst ist, oder wenn sein Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht gerät. Einige Komplikationen sind für das Kaninchen und seinen Nachwuchs lebensgefährlich.

Ein Kaninchen trägt durchschnittlich 30 Tage. In dieser Zeit verhält es sich meist nervöser als sonst, zieht sich zurück oder zeigt sich aggressiv. Es benötigt besonders hochwertiges Futter, das reich an Eiweiß und Kalzium ist. Bei einer Trächtigkeit bestimmen Trächtigkeits-Hormone den Stoffwechsel und das Verhalten des Kaninchens.

Kurz vor der Geburt beginnt das Kaninchen, ein Nest für die Jungen zu bauen, das es mit Fell seines Bauchs auspolstert. Kaninchen werfen meist nachts. Sie säugen die Jungen ein bis zwei Mal in der Nacht mit nährstoffreicher Milch, und überlassen den Nachwuchs tagsüber häufig sich selbst.

Mögliche Kaninchenkrankheiten oder Probleme bei Trächtigkeit und Geburt sind unter anderem:

  • Fehlgeburten, Totgeburten
  • Hypokalzämie (Kalziummangel beim trächtigen oder säugenden Weibchen)
  • Trächtigkeits-Toxikose (Stoffwechsel-Entgleisung beim trächtigen Kaninchen)
  • Zu große Junge bei zu schmalem Becken des Muttertieres
  • Verletzungen im Bauchraum
  • Infektionen von Muttertier oder Jungen
  • Ein geschwächtes Muttertier, etwa durch allgemeine Erkrankungen oder zu schnell folgende Trächtigkeiten
  • Wehenschwäche des trächtigen Kaninchens
  • Stress, oftmals auch hervorgerufen, wenn jemand den Geburtsvorgang stört

Ursachen:

Welche Ursachen haben Probleme von Kaninchen während der Trächtigkeit oder unter der Geburt?

Es gibt viele Ursachen von Kaninchenkrankheiten, die während der Trächtigkeit und bei der Geburt auftreten. Dabei kommt es zu Komplikationen während der Tragezeit oder danach. Dies kann verschiedene Ursachen haben, unter anderem:

  • Fettleibigkeit (Adipositas): Sind Kaninchen zu dick während der Trächtigkeit, gerät ihr Stoffwechsel leicht aus dem Gleichgewicht. Die mögliche Folge ist eine lebensgefährliche Trächtigkeits-Toxikose beim Kaninchen vor oder nach der Geburt.
  • Veranlagung: Große Kaninchenrassen mit großen Würfen sind häufiger von einem Kalziummangel (Hypokalzämie) vor oder nach der Geburt betroffen.
  • Stress: Bei gestressten Muttertieren kann es zu Fehlgeburten oder einer Trächtigkeits-Toxikose beim Muttertier kommen. Stress kurz nach der Befruchtung führt dazu, dass die Trächtigkeit beendet ist, häufig bevor man sie bei dem Tier bemerkt hat. Auch Störungen durch andere Menschen und Tiere während der Geburt führen oft zu Stress und somit zu Geburtsproblemen beim Kaninchen.
  • Enger Geburtskanal: Probleme bei der Geburt treten oft dann auf, wenn ein kleines Weibchen von einem großen Männchen gedeckt wurde und die Jungtiere somit relativ groß sind.
  • Infektionen: Ansteckungen mit Krankheitserregern vor oder während der Trächtigkeit kommen als Ursachen von Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt infrage.

Symptome:

Wie äußern sich Trächtigkeitsprobleme und Geburtsstörungen beim Kaninchen?

Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt zeigen sich durch verschiedene Symptome. Sie können in jeder Phase der Trächtigkeit, während der Geburt und kurz danach, vorkommen. Solche Kaninchenkrankheiten beziehungsweise Komplikationen sind für das Kaninchen-Weibchen und ihren Nachwuchs oftmals lebensgefährlich.

Folgende Symptome sind bei Kaninchenkrankheiten während der Trächtigkeit und Geburt möglich:

  • Das trächtige (oder säugende) Kaninchen wirkt geschwächt.
  • Es verweigert Futter (Fressunlust) und zeigt Verdauungsprobleme (z.B. Verstopfung, Trommelsucht beim Kaninchen).
  • Die Trächtigkeit ist deutlich verlängert. Die Wehen setzen nicht oder nur schwach ein.
  • Das trächtige Kaninchen krampft.
  • Es zeigt Lähmungen, meist an den hinteren Läufen.
  • Die Schleimhäute von Maul, Nase und Ohren sind bläulich verfärbt (Zyanose) und das Kaninchen wirkt durch Kreislaufprobleme kühler als gewöhnlich.
  • Das trächtige Kaninchen verliert sein Bewusstsein.
  • Es kommt zu Fehlgeburten oder Totgeburten.

Diagnose:

Sonografie Gerät
Mittels Ultraschall lässt sich eine Trächtigkeit beim Kaninchen sicher nachweisen und mögliche Auffälligkeiten erkennen. Foto: vetproduction

Was untersucht man um Trächtigkeits- oder Geburtsstörungen bei Kaninchen festzustellen?

Eine Diagnose von Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt ist wichtig, um das Kaninchen schnell behandeln zu können. Der Tierarzt oder die Tierärztin erkundigt sich dafür zunächst nach den Symptomen, die beim Kaninchen aufgefallen sind. Auch ist wichtig, seit wann das Kaninchen trächtig ist und wie das Kaninchen ernährt wird. Daraus lässt sich bereits auf mögliche Kaninchenkrankheiten schließen, die bei einer Trächtigkeit vorkommen können.

Zur Diagnose von Kaninchenkrankheiten bei einer Trächtigkeit tasten Tierärztinnen und Tierärzte vorsichtig den Bauch des Kaninchens ab. Sie beobachten das Kaninchen und achten auf Besonderheiten im Verhalten des Tieres. Eventuell wirkt das Kaninchen apathisch oder es zeigt Krämpfe.

Außerdem wird überprüft, ob Lähmungen bestehen. Mittels Ultraschall lässt sich eine Trächtigkeit beim Kaninchen sicher nachweisen und mögliche Auffälligkeiten erkennen. Zur genauen Diagnose von Kaninchenkrankheiten bei einer Trächtigkeit entnimmt die Tierärztin bzw. der Tierarzt oftmals auch Blut und je nach Verdachtsdiagnose eventuell auch Urin und Kot, um sie im Labor untersuchen zu lassen.

Behandlung:

Probleme bei Trächtigkeit und Geburt: Was tun?

Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt erfordern immer eine schnelle Behandlung. Sie sind für das Muttertier und die Jungen oft lebensgefährlich. Ist das Becken des Kaninchens für eine Geburt zu eng, nimmt der Tierarzt oder die Tierärztin einen Kaiserschnitt (Sectio caesarea) vor.

Zeigt das Kaninchen dagegen Anzeichen einer Stoffwechsel-Störung (Trächtigkeits-Toxikose), bekommt das Kaninchen zur Behandlung Infusionen mit Traubenzucker (Glukose) und Salzen (Elektrolyten). Meist tritt eine Trächtigkeits-Toxikose wenige Tage vor der Geburt auf. Sie kommt aber selten vor.

Zu den Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt zählt auch die Hypokalzämie (Kalziummangel). Zur Behandlung erhält das Kaninchen Infusionen mit Kalzium und Glukose. Anschließend bekommt es kalziumreiches Futter (zum Beispiel Löwenzahn und Möhrengrün) oder zusätzlich Kalzium-Tabletten.

Sind die Wehen des Kaninchens zu schwach, verabreicht der Tierarzt oder die Tierärztin das wehenauslösende Hormon Oxytocin. Wenn das Muttertier bei der Geburt stirbt, ist es notwendig, die Jungen mit der Hand aufzuziehen. In der Tierarzt-Praxis erhalten Sie Informationen, worauf zu achten ist und welche Art von Ersatzmilch für Kaninchen geeignet ist.

Prognose:

Wie gefährlich sind Trächtigkeits- und Geburtsstörungen?

Welche Prognose Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt haben, richtet sich nach der Art der Komplikation. Bei einem zu engen Geburtskanal ist die Prognose gut, wenn der Tierarzt oder die Tierärztin rechtzeitig einen Kaiserschnitt durchführt. Auch eine Hypokalzämie lässt sich oftmals gut behandeln, sofern sie rechtzeitig erkannt wird und das Kaninchen schnell Kalzium erhält.

Einige Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt haben eine ungünstige Prognose. So gelingt es selten, eine Trächtigkeits-Toxikose erfolgreich zu behandeln. Fehlgeburten sind für das trächtige Kaninchen nicht zwangsläufig riskant. Dabei richtet sich die Prognose für das Muttertier jedoch danach, welchen Auslöser die Fehlgeburt hatte.

Vorbeugen:

Wie lassen sich Probleme während der Trächtigkeit verhindern?

Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt lassen sich in einigen Fällen vorbeugen. Generell ist es bei einer Kaninchenhaltung sehr wichtig, genau zu planen und sich einige Fragen zu stellen: Ist Nachwuchs erwünscht? Kann ich weitere Kaninchen halten? Gibt es Abnehmer und Abnehmerinnen für die Jungtiere? Es ist ungünstig, die Kaninchen an Zoohandlungen oder an das Tierheim abgeben zu müssen.

Einer Trächtigkeit  generell lässt sich durch eine Kastration der Kaninchen vorbeugen. Eine Einzelhaltung dagegen ist nicht artgerecht. Allerdings sind Männchen bis wenige Wochen nach der Kastration noch zeugungsfähig. Geschlechtsreife Kaninchen-Weibchen sind nahezu immer befruchtungsfähig. Auch Doppelbefruchtungen (Superfetation) sind möglich.

Während und nach einer Trächtigkeit ist es wichtig, unkastrierte Rammler vom Weibchen fern zu halten. Kurz aufeinander folgende Trächtigkeiten sind für das Kaninchen und den Nachwuchs stressig.

Mit einigen Maßnahmen lassen sich Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt vorbeugen, zum Beispiel:

  • Planen Sie die Trächtigkeit beim Kaninchen genau. Wählen Sie die Elterntiere sorgfältig aus. Beide Tiere sollten gesund und das Weibchen mindestens sieben oder acht Monate alt sein, Riesenrassen noch älter.
  • Verpaaren Sie keine Kaninchen, bei denen das Männchen deutlich größer ist als das Weibchen. Ansonsten kann es zu Geburtsschwierigkeiten kommen.
  • Achten Sie darauf, dass das Kaninchenweibchen in „Zuchtkondition“ ist. Das bedeutet, dass es nicht übergewichtig ist.
  • Geben Sie dem trächtigen Kaninchen ausreichend Futter (vor allem Heu und Grünfutter) sowie frisches Wasser.
  • Vorteilhaft ist kalziumreiches Grünfutter wie Möhrengrün, Löwenzahn, etwas Brokkoli und Luzerne (Grünrollis). Nach Rücksprache mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt können Sie auch Kalzium-Präparate geben.
  • Bieten Sie dem Kaninchen einen Rückzugsraum und vermeiden Sie, dass es gejagt oder am Bauch hochgehoben wird.
  • Einige Zeit vor der Geburt können Sie eine sogenannte Wurfkiste aufstellen, die das Weibchen meist gerne als Nest annimmt und mit Stroh und Heu ausstattet.
  • Es ist ratsam, Stress für das Kaninchen zu vermeiden. Gerade in der Geburtssituation ist eine ruhige und abgedunkelte Umgebung für das Kaninchen wichtig. Es ist empfehlenswert, das Kaninchen bei der Geburt nicht zu stören.

Dann ist der Tierarzt-Besuch ratsam

Muss ein Kaninchen mit einer Krankheit bei Trächtigkeit und Geburt tierärztlich vorgestellt werden?

Treten Kaninchenkrankheiten während der Trächtigkeit oder bei der Geburt auf, ist ein Tierarzt-Besuch sinnvoll, um Komplikationen zu vermeiden. Durch eine schnelle Diagnose und Therapie erhöhen sich die Chancen für das Muttertier und die Jungen. Bei Geburtsschwierigkeiten kann ein Kaiserschnitt für das Kaninchen-Weibchen und die Jungtiere lebensrettend sein.

Darüber hinaus berät der Tierarzt oder die Tierärztin bei allen Fragen zur Haltung und Ernährung trächtiger Kaninchen – sowie zu der Zeit danach. Dies hilft, Kaninchenkrankheiten bei Trächtigkeit und Geburt vorzubeugen beziehungsweise rechtzeitig zu erkennen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2023
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Thieme, Stuttgart 2016

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R. et al: Therapielexikon der Kleintierpraxis. Urban & Fischer, 2014
Rijnberk, A.: Anamnese und körperliche Untersuchung kleiner Haus- und Heimtiere. Thieme, Stuttgart 2004
Zinke, J.: Ganzheitliche Behandlung von Kaninchen und Meerschweinchen. Thieme, Stuttgart 2004