Haarlinge beim Kaninchen

Haarlinge beim Kaninchen

Kaninchen im Stall
Haarlinge übertragen sich von einem Kaninchen zum anderen. Bei einem Befall müssen alle Tiere im Stall auf die Parasiten überprüft werden. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Haarlinge beim Kaninchen?

Haarlinge sind kleine Parasiten, die bei Kaninchen zu starkem Juckreiz am ganzen Körper führen. Wenn sich das Kaninchen häufig und heftig kratzt, können sich blutige, verkrustete und schuppende Stellen bilden. Zudem entstehen teilweise Haarausfall oder kahle Stellen durch Fellfressen.

Aufgrund ihrer Mundwerkzeuge werden Haarlinge auch als Beißläuse bezeichnet. Sie ernähren sich von Hautschuppen und -sekreten des Kaninchens. Damit unterscheiden sie sich von „echten“ Tierläusen, welche zu den blutsaugenden Insekten gehören.

Haarlinge sind etwa einen Millimeter groß und nisten sich beim Kaninchen gerne am Hals, hinter den Ohren und an der hinteren Rückenpartie ein. Dort legen die weiblichen Haarlinge ihre Eier (Nissen) ab und kleben sie an den Haaren fest. Aus diesen Eiern schlüpfen schließlich die Larven der Haarlinge.

Im Vergleich mit anderen Parasiten – z.B. Raubmilben (Cheyletiellose) – sind Haarlinge bei Kaninchen seltener. Sie kommen eher bei Tieren in Außenställen vor und treten häufiger in der kalten Jahreszeit auf.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für Haarlinge beim Kaninchen?

Haarlinge übertragen sich von einem Kaninchen zum anderen. Das bedeutet, wenn ein Tier im Stall Haarlinge hat, müssen auch alle anderen auf die Parasiten überprüft und gegebenenfalls behandelt werden.

Außerhalb des Kaninchenfells überleben Haarlinge höchstens zwei Wochen. Dennoch ist es möglich, dass die Beißläuse, ihre Eier oder Larven zum Beispiel durch Heu von einem Stall in einen anderen eingeschleppt werden.

Das Risiko für einen Haarlings-Befall erhöht sich bei mangelnder Hygiene in Stall oder Gehege und einem schlechten Pflegezustand des Kaninchens. Langhaarige Kaninchen sind häufiger und schwerer befallen als kurzhaarige.

Symptome:

Wie äußern sich Haarlinge beim Kaninchen?

Haarlinge lösen beim Kaninchen einen starken Juckreiz aus, wenn sie auf der Haut krabbeln und beißen. Das Kaninchen wirkt unruhig, kratzt und reibt sich auffällig oft. Häufig schuppt sich die Haut hinter den Ohren oder an anderen Körperstellen. Bei starkem Haarlings-Befall kommt es manchmal auch zu Haarausfall, blutigen Stellen und Schorf auf der Haut des Kaninchens.

Die Haarlinge selbst sind auf den ersten Blick zumeist nicht zu sehen. Untersucht man das Fell des Kaninchens jedoch genau, sind manchmal die Parasiten oder ihre Eier (Nissen) mit dem bloßen Auge und unter einer Lupe als Haarlinge zu erkennen.

Diagnose:

Wie werden Haarlinge beim Kaninchen diagnostiziert?

Die Diagnose von Haarlingen und anderen Parasiten stellt eine Tierärztin oder ein Tierarzt. Beantworten Sie zunächst einige Fragen, zum Beispiel:

  • Welche Symptome sind Ihnen bei Ihrem Kaninchen aufgefallen?
  • Seit wann bestehen die Beschwerden?
  • Sind auch andere Tiere im Stall betroffen?
  • Wie wird das Kaninchen gehalten?
  • Sind Vorerkrankungen des Kaninchens bekannt? Juckreiz kann zum Beispiel auch durch einen Hautpilz eine Allergie ausgelöst werden.

Bei der körperlichen Untersuchung achtet die Tierärztin oder der Tierarzt auf kahle, krustige und gerötete Hautstellen und sucht vor allem Haut und Fell des Kaninchens genau auf Hinweise auf einen Parasitenbefall ab. Einzelne Haarlinge sind einen bis zwei Millimeter groß und lassen sich in den meisten Fällen leicht finden.

Sie können vorsichtig aus dem Fell des Kaninchens gekämmt oder es kann mit einem transparenten Klebestreifen eine Probe entnommen werden (Abklatschpräparat). Anschließend werden die Haarlinge unter dem Mikroskop untersucht, um sie genau von anderen Parasiten abzugrenzen. Anhand ihres typischen Äußeren mit dem breiten, rundlichen Kopf und dem breiten, ovalen Unterkörper sind Haarlinge gut zu erkennen.

Manchmal zupft die Tierärztin bzw. der Tierarzt dem Kaninchen auch ein paar Haare aus, um Haare und Haarwurzeln unter dem Mikroskop zu untersuchen (Trichogramm). Hierbei sind die Nissen sichtbar – die Eier der Haarlinge, die das Weibchen fest im unteren Bereich des Haares anklebt.

Therapie:

Wie können Haarlinge beim Kaninchen behandelt werden?

Zur Therapie der Haarlinge eignen sich verschiedene Mittel gegen Parasiten (Antiparasitika), die die kleinen Insekten gezielt abtöten. Das Kaninchen erhält diese zum Beispiel als Spray oder Puder, gründlich im Fell verrieben oder mit einer Bürste eingekämmt. Alternativ gibt es Tropfen, die im Nackenbereich des Kaninchens aufgeträufelt werden.

Lassen Sie sich vor der Anwendung der Antiparasitika genau beraten – es handelt sich um Insektengifte, die bei Überdosierung oder falscher Anwendung schädlich für die Kaninchen sein können.

Behandeln Sie nicht nur die Tiere, die Symptome eines Haarlings-Befalls zeigen, sondern alle Kaninchen im Stall. Wechseln Sie die komplette Einstreu und reinigen Sie den Stall oder das Gehege vollständig und gründlich.

Zudem wird Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt Ihnen dazu raten, die Antiparasitika ein- oder mehrmals in bestimmten Abständen (z.B. nach zehn Tagen) erneut anzuwenden, um auch alle Haarlinge abzutöten, die nach dem ersten Durchgang noch aus den Nissen geschlüpft sind.

In seltenen Fällen sind einzelne Kaninchen so schwer befallen, dass Sie das Fell komplett scheren müssen, um alle Haarlinge und Nissen zu entfernen.

Prognose:

Wie ist die Prognose bei Haarlingen beim Kaninchen?

Bei richtiger Behandlung aller Kaninchen im Stall und gründlicher Säuberung des Stallanlage ist die Prognose bei Haarlingen gut. Die Parasiten lassen sich meist gut mit Puder, Spray und/oder Spot-on-Präparaten abtöten.

Ein Problem stellen allerdings die Nissen dar, die Eier der Haarlinge. Sie haften fest an den Kaninchenhaaren und lassen sich nicht mit Wasser ablösen. Die jungen Haarlinge, die aus ihnen schlüpfen, müssen Sie mit einer oder mehreren wiederholten Anwendungen behandeln, sonst breiten sie sich schnell wieder aus.

Haarlinge sind nicht auf Menschen übertragbar, befallen aber sehr schnell andere Kaninchen sowie Meerschweinchen.

Vorbeugen:

Wie kann man Haarlingen beim Kaninchen vorbeugen?

Verschiedene Maßnahmen sind hilfreich, um Haarlingen und anderen Parasiten vorzubeugen:

  • Halten Sie nicht zu viele Kaninchen auf engem Raum.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Stallhygiene: Wechseln Sie regelmäßig die komplette Einstreu, Stroh und Heu sowie sämtliches Frisch- und Trockenfutter im Kaninchenstall. Der Stall und seine einzelnen Einrichtungsgegenstände sind regelmäßig zu reinigen.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Fellpflege, insbesondere bei langhaarigen Kaninchen.
  • Wenn einmal Haarlinge aufgetreten sind, ist es wichtig, alle Kaninchen mehrfach dagegen zu behandeln. Reinigen und desinfizieren Sie die Stallumgebung gründlich, um einem erneuten Haarlings-Befall vorzubeugen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Haarlingen zum Tierarzt?

Haarlinge lösen beim Kaninchen einen belastenden Juckreiz aus und können sich schnell auf andere Kaninchen und gegebenenfalls auch andere Nager übertragen. Eine tierärztliche Diagnose und entsprechende Behandlung der Parasiten ist deshalb ratsam.

Weiterführende Informationen

Autor: Christina Trappe
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung:
Februar 2022

Quellen:
ESCCAP e.V.: https://www.esccap.de/ (Abruf: Februar 2022)
Baumgartner, W.: Klinische Propädeutik der inneren Krankheiten und Hautkrankheiten der Haus- und Heimtiere. Enke 2017

Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016
Beck, W., Pantchev, N.: Praktische Parasitologie bei Heimtieren: Kleinsäuger, Vögel, Reptilien, Bienen. Schlütersche 2012

Deplazes, P. et al.: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. Enke 2013