Kastration des weiblichen Kaninchens

Kastration des weiblichen Kaninchens

Operation
Bei einer Kastration beim weiblichen Kaninchens werden die beiden Eierstöcke in einer Operation entfernt. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Kastration des weiblichen Kaninchens?

Bei einer Kastration entfernt die Tierärztin oder der Tierarzt die beiden Eierstöcke (Keimdrüsen) des weiblichen Kaninchens in einer Operation. Oft entnimmt der Tierarzt zusätzlich die Gebärmutter. Das Kaninchen ist nach der Kastration unwiderruflich unfruchtbar. Im Gegensatz zur Kastration des männlichen Kaninchens werden weibliche Kaninchen seltener kastriert.

Nicht zu verwechseln ist die Kastration des weiblichen Kaninchens mit der Sterilisation, bei welcher die Keimdrüsen erhalten bleiben. Bei der Sterilisation des weiblichen Kaninchens werden zur Unfruchtbar-Machung nur die Eileiter durchtrennt. Eine Sterilisation findet bei Kaninchen jedoch so gut wie nie statt.

Durchführung:

Wie wird eine Kastration des weiblichen Kaninchens durchgeführt?

Die Kastration des weiblichen Kaninchens erfolgt in Vollnarkose und dauert in der Regel weniger als 60 Minuten. Im Gegensatz zu anderen Haustieren sollte ein Kaninchen vor der Narkose nicht hungern. Kaninchen haben ein etwas anderes Magen-Darm-System – den sogenannten Stopfdarm. Hier muss das Kaninchen stetig Nahrung aufnehmen, damit die Darmfunktion nicht eingeschränkt wird.

Außerdem sind Kaninchen nicht in der Lage, zu erbrechen und fangen nach der Operation schneller wieder an zu Fressen, wenn sie vorher nicht gehungert haben. Nach ein paar Stunden unter Beobachtung in der Tierarzt-Praxis oder Tierklinik kann man das Kaninchen meist wieder mit nach Hause nehmen.

Um zu verhindern, dass es sich an der Wunde leckt (Gefahr der Wundinfektion), sollte das kastrierte Kaninchen einen Halskragen tragen. Nach zwei bis drei Tagen muss es zur Nachkontrolle in die Tierarzt-Praxis, und nach etwa zehn Tagen werden die Fäden gezogen. Das Kaninchen erholt sich meist schnell innerhalb weniger Tage.

Damit die Wunde ungehindert verheilen kann, sollte das Kaninchen bis zum Ziehen der Fäden getrennt gehalten werden. Denn sonst besteht die Gefahr, dass andere Kaninchen die Wunde des kastrierten Tieres öffnen.

Anwendungsgebiete:

Wann wird eine Kastration des weiblichen Kaninchens angewandt?

Eine Kastration weiblicher Kaninchen wird überwiegend aus medizinischen Gründen durchgeführt. Dazu gehören Erkrankungen der Gebärmutter oder der Eierstöcke (z.B. Eierstock-Zysten) und Gesäuge-Tumoren. Auch bei Hypersexualität oder sich wiederholenden Scheinträchtigkeiten kann eine Kastration sinnvoll sein: Nicht kastrierte weibliche Kaninchen verhalten sich häufig aggressiv, wenn sie scheinträchtig sind.

Hypersexuelle Kaninchen sind oftmals auch außerhalb der Scheinträchtigkeit aggressiv. Da durch die Entfernung der Eierstöcke kaum noch Geschlechtshormone gebildet werden, wirkt sich dies gegebenenfalls auch auf das Verhalten des Kaninchens aus: Einige kastrierte Kaninchen werden ruhiger.

Darüber hinaus verhindert die Kastration des weiblichen Kaninchens, dass das Tier sich fortpflanzt. Weibliche Kaninchen können bis zu 60 Junge pro Jahr bekommen. Meist ist es nicht möglich, so viel Nachwuchs unterzubringen. Werden Kaninchen unterschiedlichen Geschlechts zusammen in einer Gruppe gehalten, lässt sich die Fortpflanzung durch die Kastration besser kontrollieren.

Zur Fortpflanzungs-Kontrolle werden jedoch häufiger die männlichen Kaninchen kastriert als ihre weiblichen Artgenossen. Dabei ist zu beachten, dass Kaninchen innerhalb von nur wenigen Lebensmonaten geschlechtsreif sind: je nach Rasse weibliche Kaninchen zwischen dem dritten und dem siebten Monat, männliche Kaninchen teilweise ab der 14. Woche.

Risiken und Komplikationen:

Welche Risiken birgt eine Kastration des weiblichen Kaninchens?

Mögliche Komplikationen bei der Kastration des weiblichen Kaninchens wie eine Narkose-Unverträglichkeit und Nachblutungen sind selten, müssen aber dennoch vor der Entscheidung für oder wider eine Kastration bedacht werden.

In der Regel lassen sich die Eierstöcke und die Gebärmutter des Kaninchens bei der Kastration ohne Schwierigkeiten entnehmen. Wird die Kastration noch vor dem sechsten Lebensmonat durchgeführt, ist die Entnahme einfacher als zu einem späteren Zeitpunkt. Das liegt daran, dass sich in den Geschlechtsorganen junger weiblicher Kaninchen noch nicht so viel Fett eingelagert hat wie bei älteren Tieren. Je mehr Fett vorhanden ist, desto schwieriger ist es, die Eierstöcke und die Gebärmutter zu entfernen.

Es ist ratsam, sich von der Tierärztin oder dem Tierarzt zu den Vor- und Nachteilen einer Kastration von weiblichen Kaninchen sowie zur Wahl des richtigen Zeitpunkts beraten zu lassen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Sportwiss. Maren Menyes
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: November 2021
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016

Grabisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
O´Malley, B.: Klinische Anatomie und Physiologie bei kleinen Heimtieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien. Urban & Fischer, München 2008
Erhardt, W.: Anästhesie und Analgesie beim Klein- und Heimtier sowie bei Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen. Schattauer, Stuttgart 2011