Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) beim Kaninchen

Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) beim Kaninchen

Kaninchen beim Tierarzte
Bei einer Milchdrüsen-Entzündung sind einzelne Zitzen oder das gesamte Gesäuge des Kaninchens entzündet. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) beim Kaninchen?

Eine Milchdrüsen-Entzündung ist eine Entzündung des gesamten Gesäuges oder einzelner Zitzen, die bei weiblichen Kaninchen auftreten kann. Der medizinische Fachbegriff lautet Mastitis.

Häufig tritt eine Mastitis während der Laktation auf, also in Zeiten, in denen das Kaninchen Junge hat und diese säugt. Sie kann aber auch außerhalb der Laktation auftreten.

Weibchen, die häufig und besonders intensiv scheinträchtig sind, bekommen gelegentlich auch während der Scheinträchtigkeit eine Milchdrüsen-Entzündung. Insgesamt kommt dies aber eher selten vor.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für eine Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) beim Kaninchen?

In der Regel liegt die Ursache für eine Milchdrüsen-Entzündung in kleinen Verletzungen, die beim Säugen der Jungtiere entstehen. Sie ergeben sich durch die starke mechanische Beanspruchung, die durch die Mäuler der Jungtiere auf die Zitzen wirkt. Die feinen Wunden sind die ideale Eintrittspforte für Krankheitserreger und begünstigen so eine Infektion des Gesäuges mit Bakterien. In den meisten Fällen sind dies Staphylokokken.

Die Bakterien sind in den Mäulern der Jungen angesiedelt und gelangen über die kleinen Verletzungen der Zitzen in tiefere Hautschichten, wo sie eine Milchdrüsen-Entzündung verursachen. Ein häufiger Zeitpunkt für eine Mastitis ist ungefähr sieben bis zwölf Tage nach dem Werfen.

Ebenfalls möglich ist eine Infektion mit Streptokokken oder Pasteurellen. An Letztere sollte vor allem gedacht werden, wenn innerhalb einer Kaninchenzucht gehäuft Milchdrüsen-Entzündungen auftreten.

In seltenen Fällen ist für die Mastitis eine Vergiftung durch Avocado verantwortlich. Die ganze Pflanze, einschließlich der Avocado-Frucht, enthält ein Gift (Persin), das bei laktierenden Kaninchen eine Milchdrüsen-Entzündung hervorruft.

Symptome:

Wie äußert sich eine Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) beim Kaninchen?

Bei einer Milchdrüsen-Entzündung sind einzelne Zitzen oder das gesamte Gesäuge des Kaninchens rötlich angeschwollen und schmerzhaft entzündet. Zudem sind die entzündeten Stellen fühlbar erwärmt. Eine Milchdrüsen-Entzündung fällt häufig indirekt auf, wenn die betroffenen Kaninchen ihre Jungtiere aufgrund der Entzündung nicht mehr säugen können. Diese werden daraufhin meist spürbar unruhig.

Typischerweise treten die Symptome der Milchdrüsen-Entzündung und, damit verbunden, auch die Probleme beim Säugen etwa eine bis eineinhalb Wochen nach der Geburt der Jungen erstmalig auf. Bei besonders ausgeprägten Entzündungen der Milchdrüsen ist das Kaninchen häufig apathisch, erkennbar geschwächt und weist einen verminderten Appetit auf. Ein Kaninchen mit einer Mastitis sollte so bald wie möglich tierärztlich untersucht werden.

Die Tierärztin oder der Tierarzt kann die Diagnose aufgrund der charakteristischen Symptome der Milchdrüsen-Entzündung mit Schwellung, schmerzempfindlicher Rötung und Erwärmung der Zitzen beziehungsweise des Gesäuges einfach erkennen. Wird die Milchdrüsen-Entzündung rechtzeitig und fachgerecht behandelt, sind die Aussichten gut, dass die Entzündung rasch abklingt.

Diagnose:

Wie wird eine Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) bei Kaninchen diagnostiziert?

Eine Milchdrüsen-Entzündung ist häufig daran erkennbar, dass sich das Kaninchen von seinen Jungen zurückzieht und sie nicht säugen möchte. Richten Sie deshalb erhöhte Aufmerksamkeit auf die Jungtiere: Wirken sie unruhig und hungrig, könnte eine Mastitis der Mutter der Grund dafür sein. Suchen Sie dann so schnell wie möglich eine Tierarzt-Praxis auf.

Eine Tierärztin oder ein Tierarzt erkennt eine Mastitis anhand der typischen Symptome, wie einer geschwollenen, geröteten und warmen Milchdrüse. Da das Milchdrüsengewebe bei einer Mastitis sehr schmerzempfindlich ist, schreckt das Kaninchen bei Berührung meist zurück.

Die Farbe und Konsistenz der Milch ist häufig verändert, wobei manchmal sogar Eiterflocken zu erkennen sind. In manchen Fällen finden sich auch Abszesse am Gesäuge.

Eine starke Milchdrüsen-Entzündung äußert sich in manchen Fällen mit Fieber und einem schlechten Allgemeinzustand des Kaninchens. Das Tier ist dann apathisch und hört auf, zu fressen und zu trinken.

Behandlung:

Wie kann eine Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) bei Kaninchen behandelt werden?

Eine Milchdrüsen-Entzündung erfordert eine schnelle tierärztliche Behandlung. Die Tierärztin oder der Tierarzt verabreicht dem erkrankten Kaninchen dazu ein Antibiotikum. Es hemmt das Wachstum von Bakterien beziehungsweise tötet sie ab. Ein vorab durchgeführtes Antibiogramm hilft zu klären, welches Antibiotikum am besten auf die die Mastitis auslösenden Bakterien abgestimmt ist. Um sicher zu gehen, dass wirklich alle Bakterien restlos beseitigt sind, erhält das Kaninchen das Antibiotikum täglich sieben bis zehn Tage lang.

Bei einer ausgeprägten Milchdrüsen-Entzündung haben Kaninchen häufig Schmerzen. Die Tierärztin bzw. der Tierarzt verabreicht dann Schmerzmittel. Ist das Kaninchen durch die Entzündung stark geschwächt, weil es seit längerem nicht frisst oder trinkt, ist die Zufuhr einer Elektrolytlösung über eine Infusion notwendig. Sie gleicht das Flüssigkeitsdefizit des Kaninchens aus.

Zusätzlich kann eine Zwangsfütterung dem Kaninchen wieder zu Kräften verhelfen. Dafür wird eine Breimischung aus zermahlenden Pellets, einem Obst oder Gemüsebrei und Traubenzucker hergestellt. Die Mischung kann dem Kaninchen in mehreren kleinen Portionen über eine Magensonde zugeführt werden.

Da das Antibiotikum in die Milch übergehen kann, sind Verdauungsstörungen bei den Jungtieren möglich, wenn sie davon trinken. Deshalb müssen die Tiere während der Krankheit von der Mutter getrennt und von Hand aufgezogen werden. Geschieht dies nicht, verzögert sich der Heilungsprozess bei der Mutter.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) bei Kaninchen?

Wird die Milchdrüsen-Entzündung beim Kaninchen frühzeitig diagnostiziert und behandelt, ist die Prognose für das Kaninchen und seine Jungen günstig. Mögliche Komplikationen sind Abszesse am Gesäuge des Kaninchens, die chirurgisch entfernt werden müssen.

Darüber hinaus kann es passieren, dass die Keime aus der Milchdrüse in die Blutbahn des Tieres gelangen und eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) auslösen.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) bei Kaninchen vorbeugen?

Einer Milchdrüsen-Entzündung beim Kaninchen lässt sich nur bis zu einem bestimmten Grad vorbeugen. Damit sich das Kaninchen am Gesäuge nicht verletzt, sollte die Wurfkiste keine scharfen oder vorstehenden Kanten haben.

Gute hygienische Verhältnisse im Stall und ein regelmäßiger Wechsel der Einstreu können helfen, die Keimbelastung im Stall zu reduzieren. Zudem sollten Kaninchen mit Jungtieren möglichst keinem Stress ausgeliefert sein.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Milchdrüsen-Entzündung (Mastitis) zum Tierarzt?

Ein Kaninchen mit Milchdrüsen-Entzündung muss schnellstmöglich in tierärztliche Behandlung. Breitet sich die Entzündung auf den Blutkreislauf des Tieres aus, kann eine Blutvergiftung den Tod des Tieres und seiner Jungen bedeuten.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med.vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016

Zinke, J.: Ganzheitliche Behandlung von Kaninchen und Meerschweinchen. Sonntag Verlag, Stuttgart 2004