Gelenkersatz (Künstliches Gelenk, Endoprothese) bei Tieren

Gelenkersatz (Künstliches Gelenk, Endoprothese) bei Tieren

Operation
Beim Gelenkersatz erhält das Tier in einer OP ein künstliches Gelenk, die Endoprothese. Foto: vetproduction

Was ist ein Gelenkersatz (Künstliches Gelenk, Endoprothese) bei Tieren?

Bei einem Gelenkersatz entfernt eine Tierärztin oder ein Tierarzt das erkrankte Gelenk und ersetzt es durch ein künstliches Gelenk, die Endoprothese. Das Ziel einer Endoprothese beim Tier ist es, die beiden erkrankten Gelenkteile – beim Hüftgelenk beispielsweise den Oberschenkel-Kopf und die Hüftpfanne – zu ersetzen und das Gelenk des Tieres funktionsfähig zu halten.

Beim Menschen setzen Ärztinnen und Ärzte künstliche Gelenke schon seit vielen Jahrzehnten ein, in der Tiermedizin hat sich bis heute vor allem das künstliche Hüftgelenk bei Hund und Katze durchgesetzt. Zunehmend wird auch der Gelenkersatz des Ellbogen-Gelenks und des Kniegelenks bei Hund und Katze sowie bei anderen Tierarten durchgeführt. 

Ein Gelenkersatz beim Tier ist notwendig, wenn ein Gelenk so stark geschädigt ist, dass es nicht mehr funktioniert. Das Tier hat meist starke Schmerzen und kann sich nicht mehr gut bewegen. Wenn andere Therapiemethoden, wie Schmerzmittel und Krankengymnastik, nicht mehr ausreichen, kann ein künstliches Gelenk sinnvoll sein, um die Lebensqualität des Tieres zu verbessern.

Der Gelenkersatz beim Tier ist ein größerer operativer Eingriff, der mit Risiken verbunden ist – Tierärztinnen und Tierärzte raten dazu, zunächst andere Behandlungsmethoden auszuschöpfen, bevor der Besitzer sich für ein künstliches Gelenk entscheidet.

In Anlehnung an die Humanmedizin sollte ein Tier das künstliche Hüftgelenk möglichst spät im Leben erhalten. Das künstliche Hüftgelenk verschleißt durch den Gebrauch und es kann notwendig sein, die Endoprothese nach einiger Zeit auszutauschen. Bei neueren Methoden ist der Verschleiß des künstlichen Gelenks geringer. Daher bringen Tierärztinnen und Tierärzte die Endoprothese immer öfter auch schon bei ausgewachsenen Hunden jüngeren Alters ein.

Durchführung:

Wie wird ein Gelenkersatz bei Tieren durchgeführt?

Tierärztinnen und Tierärzte führen den Gelenkersatz unter Vollnarkose des Tieres durch, teilweise ergänzen sie diese durch eine örtliche Betäubung. Zunächst müssen keimfreie (sterile) Operations-Bedingungen geschaffen werden: Das Tier wird rasiert, gewaschen und desinfiziert. Nach den notwendigen Vorbereitungen eröffnet der Tierarzt das betroffene Gelenk und entfernt die verschlissenen Gelenkanteile. Dann bringt er das künstliche Hüftgelenk ein. Expertinnen und Experten unterscheiden hierbei die zementlosen und zementhaltigen Implantate. Der Zement dient als Mörtel zwischen dem Knochen und dem Implantat.

Nachdem der Tierarzt den Gelenkersatz eingebracht hat, vernäht er die Wunde. Nach der Operation erhält das Tier Schmerzmittel und Antibiotika. Mit einer Röntgen-Untersuchung überprüft der Tierarzt direkt nach der Operation den Sitz des künstlichen Gelenks.

In den ersten Wochen nach der Operation sollte das Tier sich nicht abrupt bewegen. Als Besitzer können Sie die Heilungsphase durch vorsichtige Krankengymnastik unterstützen. Spätere regelmäßige Röntgen-Untersuchungen bei Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt dienen dazu, den Heilungsverlauf zu kontrollieren und Komplikationen frühzeitig feststellen zu können.

Anwendungsgebiete:

Wann wird ein Gelenkersatz bei Tieren angewandt?

Tierärztinnen und Tierärzte raten einen Gelenkersatz bei Tieren an, wenn sich die Funktion des Gelenks durch andere Behandlungsmethoden nicht mehr erhalten lässt. Eine typische Erkrankung, die im fortgeschrittenen Stadium einen Gelenkersatz notwendig machen kann, ist die Arthrose (Gelenkschwund) beim Hund.

Bei Hunden und Katzen hat sich der Einsatz des künstlichen Hüftgelenkes etabliert. Ziel einer Endoprothese ist es, die beiden betroffenen Gelenksanteile zu ersetzen und das Gelenk wieder funktionstüchtig zu machen. Der Einsatz erfolgt in der Regel bei ausgewachsenen Hunden großer Rassen, die unter starken Beschwerden leiden.

Bei noch nicht ausgewachsenen Tieren ist der Einsatz eines künstlichen Gelenkes in vielen Fällen nicht ratsam. Auch wenn die Tiere unter anderen zusätzlichen orthopädischen Erkrankungen leiden – wie beispielsweise einem Kreuzbandriss – oder wenn andere chronische Infektionserkrankungen vorliegen, ist eine Gelenkersatz-Operation nicht empfehlenswert.

Risiken und Komplikationen:

Welche Risiken birgt ein Gelenkersatz bei Tieren?

Beim Einsatz von künstlichen Gelenken ist bei Tieren mit einer bis zu 30 Prozent hohen Komplikationsrate zu rechnen. Komplikationen, die bei einem Gelenkersatz auftreten können, sind Lockerungen des eingesetzten Implantats, Infektionen, Ausrenkungen (Luxationen), Brüche der beteiligten Knochen – im Falle der Hüftgelenks-Endoprothese der Bruch des Oberschenkel-Knochens – oder der Bruch des Implantats selber.

Die Komplikationsrate hängt, neben medizinischen Gründen, auch von der Erfahrung der behandelnden Tierärztinnen und Tierärzte ab. Der Vorteil des künstlichen Gelenks ist, dass der Gelenkersatz das Tier möglicherweise dauerhaft beschwerdefrei halten kann. Sprechen Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt deshalb über die Vorteile und mögliche Risken und Komplikationen der Operation und wägen Sie sie gemeinsam zum Wohle Ihres Tieres ab. Es empfiehlt sich auch, sich in einer Tierklinik, in der regelmäßig Endoprothesen eingesetzt werden, zu erkundigen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2021
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Salomon, F.-V. et al.: Anatomie für die Tiermedizin, Enke 2015
Challande-Kathmann, I.: Rehabilitation und Physiotherapie bei Hund und Katze, Schluetersche 2014

Meyer-Lindenberg, A.: Vorlesungsunterlagen Kleintierkrankheiten: Hüftgelenksdysplasie beim Hund. Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (Abruf: Oktober 2021)