Blut im Urin (Hämaturie) beim Kaninchen

Blut im Urin (Hämaturie) beim Kaninchen

Blutproben
Beim Verdacht auf eine Hämaturie wird neben dem Urin auch das Blut untersucht. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Hämaturie beim Kaninchen?

Als Hämaturie bezeichnen Tierärztinnen und Tierärzte Blut im Urin. Häufig sind Erkrankungen der Harnwege (z.B. eine Blasenentzündung beim Kaninchen) die Ursache.

Bei weiblichen Kaninchen können Blutungen in der Gebärmutter oder Scheide dazu führen, dass Blut an der Harnröhren-Öffnung in den Urin gelangt. So mündet die Harnröhren-Öffnung beim weiblichen Kaninchen in den unteren Teil der Scheide (Vagina). Ist Blut dem Urin beigemischt, erkennt man dies an einer orange-roten bis bräunlichen Färbung des Harns.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für Blut im Urin beim Kaninchen?

Blut im Urin hat beim Kaninchen meist urologische Ursachen – das bedeutet, dass das Blut aus den Harnwegen beziehungsweise der Niere oder Blase stammt und mit dem Urin ausgespült wird. Mögliche Ursache der Hämaturie ist daher eine Blasenentzündung beim Kaninchen.

Außerdem neigen Kaninchen durch ihren besonderen Kalzium-Stoffwechsel schnell zu Harnsteinen (Urolithiasis) und Harngrieß, welche die Harnwege reizen und damit zu Entzündungen und Blutungen führen können.

Gewöhnlich ist der Urin von Kaninchen hellgelb bis orangefarben. Ursachen einer Rotfärbung können neben Blut im Urin jedoch auch bestimmte Futtersorten sein. Enthalten diese bestimmte Farbstoffe, färbt sich der Harn ebenfalls rot. Dies ist harmlos und hat keine Krankheit als Ursache.

Blut im Urin bei Weibchen stammt manchmal auch nicht aus den Harnwegen, sondern aus dem Genitaltrakt. Verschiedene Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane können zu Blutungen führen. Blut aus Gebärmutter (Uterus) oder Scheide (Vagina) gelangt dann in den Harn und färbt diesen rötlich. Mögliche Ursachen für Blut im Urin beim weiblichen Kaninchen sind zum Beispiel Blutungen durch Wucherungen der Gebärmutter-Schleimhaut oder auch Gebärmutter-Tumoren.

Blut im Urin bei Männchen hingegen ist am häufigsten durch eine Harnwegs- oder Nierenerkrankung wie eine Blasenentzündung verursacht.

Falls Sie Blut im Urin nach einer Kastration des Kaninchens bemerken, wenden Sie sich bitte an die behandelnde Tierärztin oder den Tierarzt. In der Tierarzt-Praxis lässt sich mit einer Urinprobe feststellen, ob es sich wirklich um Blut handelt. Ist dies der Fall, kann der Tierarzt untersuchen, ob eine kleinere Blutung vorliegt oder ob eine größere Nachblutung als OP-Komplikation aufgetreten ist, die gestillt werden muss.

Sehr selten lösen Infektionen, zum Beispiel die Chinaseuche (RHD) sowie Leptospirose oder schwere Gerinnungsstörungen (DIC), Blutungen beim Kaninchen aus, sodass Blut in den Urin gelangt.

Symptome:

Wie äußert sich Blut im Urin beim Kaninchen?

Als Kaninchenbesitzerin oder Kaninchenbesitzer erkennen Sie Blut im Urin meist durch die Spuren, die das Kaninchen beim Urinieren hinterlässt. In der Streu oder auf dem Teppich sind dann orange-rote bis rötlich-braune Flecken sichtbar. Vor allem bei Harnwegsinfekten (wie einer Blasenentzündung beim Kaninchen) benetzen Urintropfen das Fell des Kaninchens im Bereich der Ausscheidungsorgane.

Besonders bei hellem Fell kann Blut im Urin beim Kaninchen deutlich sichtbar sein. Da eine Hämaturie meist die Folge einer Erkrankung ist, treten je nach Ursache weitere Symptome beim Kaninchen auf. Neben Blut im Urin zeigt das Tier zum Beispiel Fressunlust oder Schmerzen beim Urinieren.

Diagnose:

Wie wird Blut im Urin beim Kaninchen diagnostiziert?

Die Ursache von Blut im Urin beim Kaninchen muss tierärztlich abgeklärt werden. Sie erkennen eine Hämaturie meist an der ungewöhnlichen Farbe des Urins oder bemerken, dass das Kaninchen weitere Symptome wie Schmerzen zeigt oder abmagert.

Um die genaue Diagnose stellen zu können, erkundigt sich die Tierärztin oder der Tierarzt danach, seit wann erstmalig Blut im Urin beim Kaninchen auftrat. Auch möchte der Tierarzt wissen, welche weiteren Beschwerden das Tier zeigt. Er tastet das Kaninchen vorsichtig ab, um zu prüfen, ob Gewebe und Organe verhärtet oder fühlbar geschwollen sind. Dabei achtet er darauf, ob das Kaninchen Schmerzen bei Berührung zeigt.

Zur genauen Diagnose von Blut im Urin beim Kaninchen fordert der Tierarzt eine Urinprobe an oder entnimmt Urin, indem er die Blase ausstreicht, einen Katheter legt oder – bei Harnsteinen, welche die Harnwege verstopfen – mit einer Nadel punktiert. Anschließend lässt er den Urin im Labor untersuchen. Nur so lässt sich feststellen, ob die rötliche Farbe des Urins von harnfärbenden Futtersorten (bestimmte Pflanzenarten) oder von Blut herrührt.

Zusammen mit einer Blutuntersuchung lässt sich außerdem die Funktion der Organe und mögliche Entzündungen (wie eine Blasenentzündung) überprüfen. Die Diagnose Blut im Urin steht fest, wenn unter dem Mikroskop rote Blutkörperchen und weitere Blutzellen sichtbar sind.

Zur weiteren Diagnose von Blut im Urin beim Kaninchen führen Tierärztinnen und Tierärzte, wenn nötig, weitere Untersuchungen durch. Dazu zählen bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen, mit denen sich mögliche Veränderungen an den Harnwegen, Nieren und Geschlechtsorganen des Kaninchens (z.B. Steine oder Tumoren) zeigen.

Behandlung:

Wie kann Blut im Urin beim Kaninchen behandelt werden?

Blut im Urin beim Kaninchen ist ein Krankheitszeichen und erfordert eine gezielte Behandlung. Dabei richtet sich die Therapie nach der Ursache der Hämaturie. In den meisten Fällen steckt hinter Blut im Urin eine Harnwegserkrankung des Kaninchens.

Häufig reizen Harnsteine oder eine Blasenentzündung die Harnwege und führen zu Blutungen. In solchen Fällen verordnen Tierärztinnen und Tierärzte zum Beispiel Antibiotika und Blasenspülungen. Bei großen Steinen kann zur Behandlung eine Operation erforderlich sein, um die Beschwerden beim Kaninchen zu bessern.

Wenn das Blut im Urin durch Harnsteine verursacht wurde, empfehlen Tierärztinnen und Tierärzte zur Behandlung und Vorbeugung neuer Steine meist auch eine spezielle Ernährung des Kaninchens. Sie sollte reich an Frischkost sein und nicht übermäßig viel Kalzium enthalten. Ist das Blut im Urin bei weiblichen Kaninchen durch eine Gebärmutter-Erkrankung bedingt, richtet sich die Behandlung nach der jeweiligen Erkrankung.

Prognose:

Wie ist die Prognose Blut im Urin beim Kaninchen?

Die Prognose von Blut im Urin beim Kaninchen richtet sich nach den Ursachen der Blutung. Haben Harnwegserkrankungen wie Harnsteine zur Hämaturie geführt, ist die Prognose meist gut. Sie sind eine häufige Ursache von Blut im Urin beim Kaninchen und lassen sich meist gut behandeln. Wichtig ist jedoch eine schnelle Therapie, da sie die Harnwege verstopfen und binnen kurzer Zeit zu Nierenproblemen führen können.

Harnwegsinfekte (wie eine Blasenentzündung beim Kaninchen) haben gewöhnlich ebenfalls eine gute Prognose, wenn sie zeitnah tierärztlich behandelt werden. Antibiotika helfen, die Bakterien zu beseitigen und somit, die Entzündung abklingen zu lassen.

Häufig geht Blut im Urin bei weiblichen Kaninchen auf Erkrankungen der Gebärmutter zurück, zum Beispiel Wucherungen oder Entzündungen der Gebärmutter-Schleimhaut. Die Prognose kann dann bei frühzeitiger Behandlung gut sein. Bei Gebärmutterkrebs als Ursache von Blut im Urin ist entscheidend, wie weit der Krebs beim Kaninchen fortgeschritten ist und ob sich der Tumor entfernen lässt.

Vorbeugen:

Wie kann man Blut im Urin beim Kaninchen vorbeugen?

Blut im Urin lässt sich beim Kaninchen nur zum Teil vorbeugen. Meistens sind Harnwegserkrankungen (wie Blasenentzündung oder Harnsteine) der Auslöser. Diese gehen oftmals auf einen Wassermangel beim Kaninchen, wasserarme Kost, kalziumreiches Trockenfutter und Übergewicht zurück.

Wenn Sie Harnwegsproblemen und damit Blut im Urin bei Ihrem Kaninchen vorbeugen möchten, bieten Sie ihm daher ausreichend sauberes Wasser und genügend Frischkost (etwa Wurzelgemüse oder Salat) an. Die Ernährung eines Kaninchens sollte gewöhnlich nur zu einem geringen Teil aus Pellets und Kraftnahrung bestehen.

Wer seinem Kaninchen genügend Auslauf bietet, vermeidet damit Übergewicht des Tieres – dies hilft ebenfalls, Harnwegsproblemen und damit Blut im Urin vorzubeugen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei der Tierärztin oder beim Tierarzt sind wichtig, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, die unter anderem zu Blut im Urin führen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Blut im Urin zum Tierarzt?

Was tun bei Blut im Urin beim Kaninchen? Falls Sie Blut im Urin Ihres Kaninchens vermuten, zum Beispiel weil Sie eine ungewöhnliche Färbung des Harns bemerken, suchen Sie bitte eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf. Nur so lässt sich feststellen, ob tatsächlich Blut den Urin färbt – und wenn ja, welche Ursachen hinter der Hämaturie stecken.

Tierärztinnen und Tierärzte behandeln das Kaninchen dann fachgerecht. Auch beraten sie Sie bei Fragen zur richtigen Haltung und Ernährung des Kaninchens.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: November 2021
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke, Stuttgart 2016
Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Harkness, J.E.: Harkness and Wagners Biology and Medicine of Rabbits and Rodents. John Wiley and Sons, 2010
Liess, B.: Virusinfektionen bei Haus- und Nutztieren. Schlütersche, Hannover 2010