Incurin®

Incurin®

Incurin® ist ein Arzneimittel zur Behandlung einer Blasenschwäche (Harninkontinenz) bei Hündinnen. Es enthält den Wirkstoff Estriol.
Tiermedikamente (Symbolbild). Foto: Pixabay.com
Tiermedikamente (Symbolbild). Foto: Pixabay.com

Was ist Incurin®?

Wenn bei der Hündin oder beim Rüden eine Blasenschwäche (Harninkontinenz) festgestellt wurde, fragen sich viele: “Welches Medikament hilft gegen Inkontinenz bei meiner Hündin bzw. meinem Rüden?” Incurin® ist ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel für Hündinnen, das Tierärztinnen und Tierärzte zur Behandlung einer Blasenschwäche verabreichen.

Incurin® ist als runde Tablette mit einer Bruchrille unter dem Namen Incurin® 1 mg erhältlich.

Beim Rüden kommen bei einer Blasenschwäche andere Medikamente zur Anwendung. Bei kastrierten Rüden greift man zur Behandlung einer Harninkontinenz etwa auf Präparate zurück, die das Hormon Testosteron enthalten. 

Welche Wirkstoffe enthält Incurin®?

Incurin® enthält den Wirkstoff Estriol, der auch Östriol geschrieben wird. Dieser Arzneistoff ist ein kurz und schwach wirksames Östrogen aus der Gruppe der weiblichen Sexualhormone.

In einer Tablette des Arzneimittels Incurin® ist 1 mg des Wirkstoffs Estriol enthalten.

Wann wird Incurin® angewendet?

Tierärztinnen und Tierärzte verordnen Incurin® bei einer Blasenschwäche (Harninkontinenz) bei Hündinnen, wenn diese infolge einer Kastration, auch Ovario-Hysterektomie genannt, auftritt.

Da bei diesem Eingriff sowohl die Eierstöcke als auch mindestens das vordere Drittel der Gebärmutter entfernt werden, fehlt das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Der niedrige Östrogen-Spiegel sowie weitere Faktoren, wie ein altersbedingt lockerer werdendes Bindegewebe, führen wahrscheinlich zu einem Versagen des Harnröhren-Schließmuskels, wodurch unwillkürlich Harn abgesetzt wird.

Wie wirkt Incurin®? Der Wirkstoff Estriol gehört zu den Östrogenen und besitzt eine schwache östrogene Wirksamkeit. Durch die Gabe von Incurin® lässt sich den Folgen eines niedrigen Östrogen-Spiegels entgegenwirken.

Incurin® darf nicht angewendet werden bei:

  • Nicht-kastrierten Hündinnen
  • Trächtigen und laktierenden (säugenden) Hündinnen
  • Hunden, die jünger als ein Jahr sind
  • Hunden mit Polyurie-Polydipsie-Syndrom. Tiere mit dieser Erkrankung trinken sehr viel (Polydipsie) und scheiden vermehrt Urin aus (Polyurie).

Wie soll Incurin® verabreicht werden?

Incurin®-Tabletten werden dem Hund einmal am Tag oder einmal jeden zweiten Tag verabreicht. Die Tabletten haben eine Bruchrille, sodass sie sich leicht in zwei gleich große Hälften teilen lassen. Dies ermöglicht eine genaue Dosierung.

Die Wirkung von Incurin® hängt nicht vom Gewicht ab, sondern ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Aus diesem Grund muss die Dosierung für jedes Tier individuell bestimmt werden.

Der Hersteller von Incurin® empfiehlt folgende Vorgehensweise:

Am Anfang erhält die Hündin eine Tablette Incurin® pro Tag. Bessert sich das unwillkürliche Harnabsetzen, wird die Dosis auf eine halbe Tablette pro Tag reduziert. Ist die Behandlung nicht erfolgreich, muss die Arzneimittel-Menge auf zwei Tabletten Incurin® pro Tag erhöht werden. Ist die wirksame Tagesdosis gefunden, kann die Medikamenten-Gabe an jedem zweiten Tag versucht werden. Denn einige Hündinnen benötigen keine tägliche Behandlung.

Die Tierärztin oder der Tierarzt passt die Dosis von Incurin® so lange an, bis die sogenannte Erhaltungsdosis ermittelt ist. Dies ist die minimale Arzneimittel-Dosis, die die Hündin täglich bekommen muss, damit das Medikament die gewünschte Wirkung zeigt. Allerdings sollte das Tier nicht weniger als 0,5 mg Estriol täglich erhalten.

Die Tierärztin bzw. der Tierarzt führt während der Behandlung mit Incurin® alle sechs Monate eine Kontrolluntersuchung durch und überprüft dabei den Therapieerfolg und ob Nebenwirkungen auftreten.

Bessert sich die Blasenschwäche durch die Behandlung mit Incurin® nicht, liegen der Harninkontinenz möglicherweise andere Ursachen, zum Beispiel eine Nervenerkrankung oder ein Blasentumor, zugrunde.

Was kostet Incurin®? Der Preis für die Tabletten kann variieren, je nachdem, von wo Sie diese beziehen und ob Sie einzelne Tabletten oder eine ganze Packung kaufen. Sie erhalten Incurin® zum Beispiel direkt in Ihrer Tierarztpraxis oder -klinik.

Welche Nebenwirkungen hat Incurin®?

Unter der Anwendung von Incurin® wurden folgende unerwünschte Wirkungen beobachtet:

  • Selten: Blutungen aus der Scheide (Vaginalblutungen)
  • Sehr selten: Haarausfall
  • Bei etwa fünf bis neun Prozent der Hündinnen, die die höchste empfohlene Dosis von 2 mg Incurin® pro Tier erhielten, waren die äußeren Geschlechtsorgane sowie das Gesäuge geschwollen. Zudem waren sie für Rüden attraktiver. Sobald die Dosis von Incurin® verringert wurde, klangen diese Nebenwirkungen ab.
  • Übelkeit

Weiterführende Informationen

Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Text keine Beratung, Empfehlung oder Aufforderung im Hinblick auf den Kauf und/oder die Anwendung von Medikamenten darstellt. Die medizinischen Informationen stellen weder derartige Beratungen dar noch haben sie zum Zweck, den Tierarzt-Besuch, d.h. eine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch approbierte Tierärztinnen und Tierärzte, zu ersetzen. Sie dienen ausschließlich Ihrer Information und sollen weder zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung bei Ihrem Tier auffordern. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Problemen Ihres Tieres immer an eine Tierärztin oder einen Tierarzt!

Autorin: Dr. Silke Kerscher-Hack, Apothekerin
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2023
Quellen:
European Medicines Agency (EMA): Information über Incurin®: https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/incurin-epar-product-information_de.pdf (Abruf: Dezember 2022)
MSD Tiergesundheit: Information über Incurin®: Incurin® 1 mg. https://www.msd-tiergesundheit.de/produkte/incurin-1-mg/ (Abruf: Dezember 2022)

University of Zurich. Institute of Veterinary Pharmacology and Toxicology: Incurin® ad us. vet., Tabletten für Hunde. https://www.vetpharm.uzh.ch/tak/05000000/00054913.01 (Abruf: Dezember 2022)
Kraft, W. et al.: Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Hund und Katze. Schattauer, Stuttgart 2015