Haargenau: Die richtige Fellpflege für Hund und Katze

Haargenau: Die richtige Fellpflege für Hund und Katze

Hund mit Flohkamm
Das Kämmen mit einem Flohkamm hilft, Flöhe beim Hund zu erkennen. Foto: vetproduction

Das Fell von Haustieren ist viel mehr als nur eine Zierde: Es bildet die erste Abwehrfront gegen Wettereinflüsse, mechanische Schäden und Krankheitserreger. Zudem spielt es eine wichtige Rolle bei der Regulation der Körpertemperatur. Umso wichtiger ist es daher, dass das Fell von Hund und Katze gesund ist.

Welche Pflege die richtige für das Fell Ihres vierbeinigen Lieblings ist, hängt von verschiedenen Faktoren wie Rasse und Haartyp ab. Hier erfahren Sie, was es bei der Fellpflege zu beachten gilt.

Schau mir auf die Haare, Kleines

Wer das Fell von Hund und Katze richtig pflegen möchte, für den lohnt es sich, einen genaueren Blick auf den Aufbau von Haut und Haaren zu werfen. Bei erwachsenen Tieren entspringen immer mehrere Haare büschelförmig aus einem sogenannten Haarbalg-Trichter.

Meist ist eines der Haare deutlich dicker als die anderen: Es handelt sich hierbei um das Leithaar. Die anderen, meist dünneren Haare bezeichnet man als Wollhaare. Die Gesamtheit aller Leithaare bildet das Deckfell, die Wollhaare dagegen das Unterfell.

Jedes der Haare in einem Haarbüschel hat eine eigene Haarwurzel, aber nur das Leithaar besitzt eine Talg- und eine Schweißdrüse. Die Talgdrüse sondert, wie der Name schon vermuten lässt, fettigen Talg ab, der das Fell geschmeidig hält und sich wie ein Schutzfilm über die Haare legt.

Die Schweißdrüsen sondern dagegen keinen Schweiß ab – nur an den unbehaarten Ballen der Pfoten befinden sich schweißabsondernde Schweißdrüsen. Die Schweißdrüsen im Fell dagegen produzieren körpereigene Abwehrstoffe (Antikörper) und Duftstoffe.

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Die Routine-Pflege: Bürsten, Kämmen, Striegeln

Haustiere freuen sich normalerweise über jede Streicheleinheit, und die Fellpflege ist eine schöne Gelegenheit, um ihren Liebling zu verwöhnen. Bei dieser Gelegenheit können Sie außerdem das Haarkleid auf Parasiten wie Zecken, Läuse oder Flöhe untersuchen.

Allerdings ist es wichtig, dass Sie Ihr Tier bereits im jungen Alter spielerisch an die Prozedur gewöhnen. Loben und eine kleine Belohnung können dabei helfen, dass ihr Vierbeiner sich an Bürste und Co. gewöhnt. Doch wie häufig sollten diese Hilfsmittel eigentlich zum Einsatz kommen?

Wie oft bürsten?

Katzen putzen sich in der Regel sehr ausgiebig, daher müssen kurzhaarige Katzen nur etwa einmal pro Woche gebürstet werden, in der Zeit des Fellwechsels auch häufiger, da die Katze sonst Haarballen bildet.

Langhaarige Samtpfoten benötigen dagegen täglich eine Pflegeeinheit, da ihre Haarpracht ansonsten verfilzt. Unter diesem Filz können sich Bakterien und Pilze breit machen und zu Hauterkrankungen führen.

Am besten kümmern Sie sich in mehreren Schritten um das Fell: Zuerst mit einem grobzinkigen Kamm, danach mit einem schmal gezahnten Kamm. Mit einer Bürste kann der Stubentiger dann auch noch gleich massiert werden.

Bei kurzhaarigen Hunden wie Doggen und Boxern reicht in der Regel wöchentliches Bürsten oder Kämmen – gegen eine tägliche Pflege des Fells ist aber natürlich nichts einzuwenden. Eine angenehme Alternative stellt ein Striegel-Handschuh dar.

Langhaarige Hunde sollten dagegen mehrmals pro Woche gekämmt und gebürstet werden, um ein Verfilzen zu vermeiden. Bei besonders anspruchsvollen Rassen wie Neufundländer oder Chow-Chow empfiehlt es sich, das Fell täglich mit Kamm und Bürste zu bearbeiten.

Baden: Ja oder nein?

Wenn sich ihr Liebling genüsslich im nächsten Misthaufen oder Tierkadaver gewälzt hat, reicht ein einfaches Abwaschen wahrscheinlich nicht aus, um den unangenehmen Geruch wieder loszuwerden. In diesem Fall kann ein Bad sinnvoll sein.

Wichtig ist, dabei ein spezielles rückfettendes Hunde- oder Katzenshampoo zu benutzen. Das Shampoo von Herrchen oder Frauchen sollte dagegen nicht für die Tierpflege verwendet werden. Wie schon beim Bürsten und Kämmen, ist es auch beim Baden wichtig, das Tier frühzeitig an Badewanne und Föhn zu gewöhnen. Eine gummierte Badematte verhindert, dass ihr Liebling ausrutscht und in Panik gerät.

Nach dem Abspülen, Shampoonieren und Ausspülen, trocknen Sie Ihr Tier mit einem Handtuch ab und föhnen es bei Bedarf trocken. Achten Sie darauf, dass der Föhn nur lauwarm eingestellt ist. Beim Föhnen können Sie das Fell vorsichtig kämmen, seien Sie dabei jedoch besonders achtsam, da feuchtes und frisch gewaschenes Haar leicht ziept.

Da bei jedem Bad der natürliche Schutzmantel von Haut und Haar entfernt wird, gilt der Grundsatz: So oft wie nötig aber so selten wie möglich baden.

Einfluss der Jahreszeiten: Die richtige Pflege von Sommer- und Winterfell

Die Vorfahren von Hund und Katze, Wolf und Wildkatze, streifen das ganze Jahr über durch die Landschaft. Dabei verändert sich die Zusammensetzung ihres Fells im jahreszeitlichen Verlauf. Die unterschiedlichen Funktionen des Deckfells und des Unterfells spielen hierbei eine entscheidende Rolle: Das Deckfell (Deckhaar) schützt vor Regen und zu viel Sonne, während das Unterfell (auch Unterwolle genannt) wärmt und isoliert.

Im Winter ist daher ein dickes Unterfell nötig, im Sommer dagegen kann sich unter einem zu dicken Unterfell die Hitze stauen. Aus diesem Grund verlieren Tiere im Frühjahr ihr Winterfell und im Herbst ihr Sommerfell. Durch Domestizierung und Zucht hat sich das Fell unserer Haustiere verändert: Viele Rassen machen keinen jahreszeitlichen Fellwechsel mehr durch. Zudem kann sich das Verhältnis von Deckhaar zu Unterwolle stark unterscheiden, und bei manchen Rassen gibt es kaum noch einen Unterschied zwischen den beiden.

Trimmen oder Scheren?

Bei vielen Terriern, Schnauzern und Rauhaardackeln handelt es sich um Hunderassen, bei denen die Haare nicht mehr von alleine ausfallen. Durch Kratzen, Reiben und Scheuern an Möbeln versucht der Hund, die abgestorbenen Haare loszuwerden. Solche Hunde benötigen ein Trimming, das heißt, dass die Haare sanft mit den Fingern oder mittels spezieller Trimming-Messer ausgezupft werden.

Diese zeitaufwändige und daher teure Prozedur möchte sich manch ein Hundebesitzer sparen, indem er seinen Hund scheren lässt. Eine Schur ist aber nur bei sehr wenigen Rassen wie Pudeln tatsächlich angebracht, denn bei einer Schur werden sowohl Deck- als auch Unterfell abrasiert. Bei rauhaarigen Rassen verbleiben die abgestorbenen Haare in gekürzter Form weiterhin im Fell und führen zu Juckreiz. Im schlimmsten Fall kann sich ein Ekzem bilden, das vom Tierarzt behandelt werden muss.

Zudem führt die Schur bei vielen Rassen dazu, dass die Unterwolle im Vergleich zum Deckhaar zu schnell nachwächst, sodass das rassetypische Deckhaar verloren geht und man stattdessen einen weichen Wuschelhund hat. Das Unterfell bietet allerdings keinen ausreichenden Schutz vor Feuchtigkeit und Schmutz.

Vorsicht Sonnenbrand!

Obwohl viele Besitzerinnen und Besitzer meinen, ihrem Hund gerade im Sommer mit einer Schur etwas Gutes zu tun, ist den meisten Hunden mit einem Ausdünnen der Unterwolle deutlich besser gedient. Nach einer sommerlichen Kurz- oder gar Kahl-Schur steht nämlich die empfindliche Hundehaut schutzlos da, es besteht die Gefahr eines Sonnenbrands.

Dieser ist nicht nur schmerzhaft für den Hund, sondern kann auch dazu führen, dass die feinen Blutgefäße, welche die Haarwurzeln versorgen, veröden. Die Haarwurzeln sterben ab, und an diesen Stellen wächst kein Fell mehr nach (Clipper-Alopezie).

Haare überall: Was tun?

Egal, ob jahreszeitlich bedingter Fellwechsel oder „nur“ der ganz normale Haarwechsel: Tierhaare auf Polstern und Kleidung sind nicht nur lästig, sondern für manche Mitmenschen sogar gefährlich. Etwa zehn Prozent der Deutschen leiden unter einer Tierhaar-Allergie. Diese kann sich beispielsweise in eher harmlosen Symptomen, wie juckenden Augen und einer Schniefnase äußern, im schlimmsten Fall kann es jedoch zu akuter Atemnot infolge eines allergischen Asthmas kommen.

Aus diesem Grund sollten Sie Kleidung und Wohnung regelmäßig von Tierhaaren befreien. Wer keinen Wäschetrockner hat, kann zur Fusselrolle oder Wunderbürste greifen. Gegen Tierhaare auf Teppichen, Polstern und Böden hilft ein spezieller Tierhaar-Staubsauger mit einer extra saugstarken Bürste.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. Annukka Aho-Ritter, Diplom-Biologin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung:
November 2021

Quellen:
DAAB: http://www.daab.de/allergien/tierhaarallergie/ (Abruf: November 2021)
Noli, C. et al.: Praktische Dermatologie bei Hund und Katze: Klinik – Diagnose – Therapie. Schlütersche 2014

Yin, S.; Nolte, I.: Praxisleitfaden Hund und Katze. Schlütersche 2013