Wet Tail Disease (Nassschwanz-Krankheit)

Wet Tail Disease (Nassschwanz-Krankheit)

Wet tail disease
Foto: Pixabay.com

Die sogenannte Wet Tail Disease, auch proliferative Ileitis genannt, ist eine bei jungen Hamstern häufig auftretende und potenziell tödlich verlaufende Durchfallerkrankung. 

Wet Tail Disease, wörtlich übersetzt “Nass-Schwanz-Krankheit”, ist eine bei Hamstern häufig vorkommende und ansteckende Krankheit. Sie wird durch bestimmt Bakterien (Lawsonia intracellularis) verursacht und betrifft vor allem Jungtiere. Hamster nehmen den Krankheitserreger mit kontaminierter Nahrung oder Einstreu auf.

Obwohl sich der Ausdruck “Wet Tail Disease” eigentlich auf die durch Lawsonia intracellularis verursachte Erkrankung “proliferative Ileitis” bezieht, wird er häufig auch synonym für andere Durchfallerkrankungen beim Hamster verwendet. Weitere Durchfallerreger beim Hamster sind zum Beispiel die Bakterien Clostridium piliforme (Erreger der sogenannten Tyzzer’s Disease), Escherichia coli, Salmonellen und Pasteurellen. Diese bakteriellen Erreger können häufig auch bei anderen Tierarten (z. B. Pasteurellose beim Kaninchen oder Tyzzer’s Disease beim Kaninchen) und je nach Erreger auch bei Menschen Krankheiten verursachen.

Welche Symptome verursacht die Wet Tail Disease?

Wenn ein Hamster an der Wet Tail Disease erkrankt ist, äußert sich dies durch blutig-wässrigen Durchfall. Der Kot wirkt gelblich und schleimig, das Fell im Analbereich und am Schwanz ist durchnässt. Die Tiere haben zudem einen starken Pressreiz, der dazu führen kann, dass der Enddarm vorfällt. Das bedeutet, dass Teile des Darms durch den After nach außen ragen. Tiermedizinerinnen und Tiermediziner sprechen dann von einem sogenannten Rektumprolaps. Die Krankheit kann bei Hamstern sehr schnell verlaufen oder sich über eine gewisse Zeit hinziehen. Ist Letzteres der Fall, magern die Tiere typischerweise ab und entwickeln zudem ein struppiges Fell.

Ist die Wet Tail Disease ein Notfall?

Aufgrund des starken Durchfalls kann die Wet Tail Disease schnell zur Austrocknung (Exsikkose) und innerhalb von ein bis zwei Tagen zum Tod der Tiere führen. Eine umgehende tierärztliche Behandlung ist daher äußerst wichtig. In Fällen mit einem verzögerten Krankheitsverlauf versterben betroffene Hamster zu einem späteren Zeitpunkt an den Folgen einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) oder eines Darmverschluss (Ileus).

Wie wird die Wet Tail Disease festgestellt?

Bei der Untersuchung tastet die Tierärztin oder der Tierarzt den Bauch des Hamsters vorsichtig ab. Bei erkrankten Hamstern können sie dabei häufig verdickte Dünndarmschlingen ertasten. Um den Verdacht zu bestätigen, lässt sich zum Beispiel der Kot der Tiere im Labor auf den Erreger untersuchen (Kotuntersuchung bei Tieren).

Wie wird die Wet Tail Disease behandelt?

Bei einem schnellen Krankheitsverlauf ist eine Heilung oft nicht möglich. Dennoch sollte ein Behandlungsversuch unternommen werden, weil es immer wieder Hamster gibt, die die Erkrankung überleben. Die Tierärztin oder der Tierarzt behandeln die Erkrankung mit bestimmten Antibiotika. Das sind Arzneimittel, die Bakterien abtöten beziehungsweise deren Vermehrung verhindern. Damit diese zuverlässig wirken können, ist es wichtig, diese genau nach tierärztlicher Anweisung zu verabreichen.

Darüber hinaus wird der durch den Durchfall bedingte Flüssigkeitsverlust durch zuckerhaltige Infusionen ausgeglichen, zusätzlich erhält der Hamster B-Vitamine. Weitere Medikamente wirken schmerzlindernd, gegen vermehrte Gasbildung (Blähungen) und krampflösend. Bestimmte Medikamente können bei übermäßigem Pressreiz auch einem Rektumprolaps entgegenwirken. Bewährt haben sich zudem Mittel, welche die Darmflora und das Immunsystem erkrankter Hamster unterstützen.

Da betroffene Hamster in der Regel die Nahrung verweigern, ist für gewöhnlich außerdem eine Zwangsfütterung gemäß tierärztlicher Anleitung nötig.

Weiterführende Informationen

Autorin: Dr. Freya Fuchs, Tierärztin, Redaktion vetproduction GmbH
Datum: Mai 2023
Quellen:
Ewringmann, A. et al.: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus. Enke, Stuttgart 2014
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2015
Hein, J.: Labordiagnostik bei kleinen Säugern. Schlütersche, Hannover 2019