Blutuntersuchung bei Tieren

Blutuntersuchung bei Tieren

Blutuntersuchungen bei Tieren werden zur Diagnose vieler Erkrankungen angewandt. So läuft die Blutentnahme ab.
Blutuntersuchung
Aus der Vene des Tieres wird das Blut in Blutröhrchen gefüllt und untersucht. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Blutuntersuchung bei Tieren?

Blutuntersuchungen bei Tieren werden zur Diagnose vieler Erkrankungen angewandt. Außerdem ermöglicht eine Blutuntersuchung, zu kontrollieren, ob eine Behandlung anschlägt und den Verlauf einer Krankheit einzuschätzen.

Es gibt folgende Blutuntersuchungen bei Tieren:

  • Hämatologische Tests: Sie werden auch Blutbild oder Blutstatus genannt. Hämatologische Tests bestimmen die Eigenschaften der Blutzellen, z.B. die Zahl und das Volumen der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen oder die Konzentration des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Untersucht wird das Vollblut des Tieres (meistens mit zugesetztem Gerinnungshemmer Heparin).
  • Hämostaseologische Tests: Hämostaseologische Tests untersuchen die Blutgerinnung. Hierzu ist das Vollblut des Tieres ohne zugesetzte Gerinnungshemmer notwendig.
  • Klinisch-chemische Untersuchungen: Sie erfassen u.a. Stoffwechselprodukte, Hormone und Elektrolyte des Tieres. Klinisch-chemische Untersuchungen werden an Blutplasma (zellfreie Bestandteile des Blutes, z.B. Wasser und Eiweiße) oder Bluserum (wie Plasma, ohne Gerinnungsfaktoren) des Tieres durchgeführt.

Nicht immer sind Erkrankungen die Ursache für Blutveränderungen bei Tieren. Die Zusammensetzung des Blutes unterliegt vielen Einflussfaktoren, zum Beispiel körperlicher Bewegung, Nahrungsaufnahme oder Stress. Auch während der Trächtigkeit sind einige Blutwerte von Tieren verändert.

Durchführung:

Wie wird eine Blutuntersuchung bei Tieren durchgeführt?

Für eine Blutuntersuchung beim Tier entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt die Blutprobe aus einer gestauten Vene. Bei Kleintieren, zum Beispiel Hunden, findet die Blutentnahme in der Regel an einer Beinvene statt. Die Einstichstelle wird geschoren und die Vene mit einem Stauschlauch kurz gestaut. Der Hund liegt dabei auf der Brust am vorderen Ende des Untersuchungstischs. Beim Pferd und anderen Großtieren gewinnen Tierärztinnen und Tierärzte die Blutprobe meist aus einer Vene am Hals.

Nach der Blutentnahme kann man verschiedene Werte in der Blutprobe untersuchen. Der Hämatokrit-Wert beispielsweise beschreibt das Verhältnis des Volumens der zellulären Blutbestandteile zum Gesamtvolumen des Blutes. Er hängt hauptsächlich vom Volumen der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ab.

Die Blutprobe wird mit einem Gerinnungshemmer versetzt und zentrifugiert. Dadurch trennen sich die Blutbestandteile auf. Mit dieser Blutuntersuchung lässt sich zum Beispiel eine Blutarmut (Anämie) erkennen.

Aus dem Vollblut des Tieres lässt sich ein Blutausstrich anfertigen und unter dem Mikroskop beurteilen. Man erkennt darauf alle zellulären Bestandteile des Blutes, also die Blutplättchen sowie die roten und weißen Blutkörperchen. Das rote Blutbild zeigt Anzahl, Größe, Form und Farbe der roten Blutkörperchen und liefert Hinweise auf eine Blutarmut des Tieres.

Das weiße Blutbild gibt Auskunft über die weißen Blutkörperchen. Veränderungen des Blutbilds deuten zum Beispiel auf bakterielle oder virale Infektionen (z.B. Salmonellose, Staupe) sowie Parasiten (z.B. Toxoplasmen, Zecken, Flöhe) oder Entzündungen im Körper des Tieres (z.B. eine Lungenentzündung) hin. Allerdings gibt es rassetypische Unterschiede. Bei manchen Hunderassen, zum Beispiel bei Belgischen Schäferhunden und Greyhounds, ist die Zahl bestimmter weißer Blutkörperchen (Neutrophile) niedriger.

Wenn ein Tier zu starken Blutungen neigt oder häufig Nasenbluten hat, werden Gerinnungstests (hämostaseologische Tests) durchgeführt. Beim Verdacht auf bestimmte Vergiftungen (z.B. mit Rattengift), schwere Lebererkrankungen oder eine eingeschränkte Bildung von Gerinnungsfaktoren, sind diese Blutuntersuchungen beim Tier sinnvoll.

Bei den klinisch-chemischen Tests ist die Untersuchung des Gesamteiweißes Standard. Farbreaktionen machen die Eiweiße in der Blutprobe sichtbar. Mögliche Ursachen für einen zu geringen Gesamteiweiß-Gehalt im Blut des Tieres sind eine unzureichende Fütterung, eine hohe Eiweißausscheidung über den Darm oder die Nieren sowie starke Blutungen. Ein erhöhter Eiweiß-Wert tritt unter anderem bei Austrocknung (z.B. bei Durchfall oder Erbrechen) auf.

Um die Funktion der Leber und Nieren des Tieres zu überprüfen, kann in einer klinisch-chemischen Blutuntersuchung der Harnstoff-Wert gemessen werden. Ist der Wert zu gering, liegt möglicherweise eine Lebererkrankung (z.B. Leberentzündung) vor. Eine erhöhte Harnstoff-Konzentration tritt auf, wenn das Tier ausgetrocknet ist, eine Leber- oder Nierenerkrankung hat oder der Urin nicht richtig abfließen kann. Auch eine falsche Fütterung kann die Harnstoff-Werte verändern.

Weitgehend unabhängig von der Ernährung des Tieres ist der Kreatinin-Wert. Er gibt ebenfalls Aufschluss über den Zustand der Nieren. Bei einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) oder Austrocknung scheidet das Tier mehr Kreatinin aus. Niedrige Werte kommen dagegen bei Tieren mit wenig Muskelmasse vor. Über den Zustand der Leber gibt eine Vielzahl von Enzymen Auskunft.

Bei Blutuntersuchungen beim Tier werden häufig die Elektrolyte Kalzium, Magnesium, Phosphat, Natrium, Chlorid und Kalium überprüft. Dies ist unter anderem bei Beschwerden wie Schwäche, Muskelzittern, Durchfall oder Erbrechen empfehlenswert.

Anwendungsgebiete:

Wann wird eine Blutuntersuchung bei Tieren angewandt?

Eine Blutuntersuchung beim Tier gibt Aufschluss über eine Vielzahl von Erkrankungen. Nicht nur bei Blutkrankheiten (wie Blutarmut) sind die Werte verändert, sondern auch bei den meisten organischen Erkrankungen, zum Beispiel bei Lebererkrankungen wie einer Leberentzündung (Hepatitis), einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) oder einer Nierenerkrankung.

Auch zur Diagnose von Entzündungen im Körper des Tieres, Virus-Infektionen und Tumoren sind Blutuntersuchungen beim Tier geeignet.

Bei manchen Erkrankungen ist es sinnvoll, mit einer Blutuntersuchung beim Tier den Verlauf der Behandlung zu kontrollieren. Verbessern sich die Blutwerte, zum Beispiel bei Leber- oder Nierenerkrankungen, schlägt die Therapie an.

Risiken und Komplikationen:

Welche Risiken birgt eine Blutuntersuchung beim Tier?

Es ist möglich, dass nach einer Blutuntersuchung beim Tier ein Bluterguss (Hämatom) zurückbleibt. Dies passiert zum Beispiel, wenn nicht lange genug auf die Einstichstelle gedrückt wird und Blut ins Gewebe fließt. Ein Hämatom verschwindet aber normalerweise innerhalb von ein paar Tagen wieder.

Ist das Tier bei der Blutentnahme sehr unruhig, ist es möglich, dass es sich verletzt. Außerdem können Keime in die Einstichstelle eindringen und Entzündungen verursachen. Diese Keime stammen häufig von der Haut des Tieres. Deshalb ist es wichtig, die Einstichstelle vorher gut zu desinfizieren.

Empfindliche Tiere können, ähnlich wie Menschen, während der Blutentnahme Kreislaufbeschwerden bekommen. In den meisten Fällen verläuft eine Blutentnahme aber ohne Komplikationen. Die Untersuchung ist Routine in der tierärztlichen Praxis.

Weiterführende Informationen

Autorin: M. Sc. Nadja Graßmeier, Ernährungswissenschaftlerin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Juli 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: Juli 2022)
Kohn, B. Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik. Enke Verlag 2018
Baumgartner, W. (Hrsg.): Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere. Parey, Stuttgart 2015

Rand, J.: Praxishandbuch Katzenkrankheiten. Urban & Fischer, München 2009
Kraft, W. et al.: Klinische Labordiagnostik in der Tiermedizin. Schattauer, Stuttgart 2005